Hiroe – Wrought

| 7. Juli 2022 | 0 Comments
Hiroe

(c) Hiroe

Für fünf Musiker*innen aus Philadelphia war und ist Post Rock der Weg aus der Apathie. Gerade die vergangenen beiden Jahre gingen bei vielen Menschen an die Substanz. Hiroe wollten sich nicht länger verloren fühlen und steckten ihre Energie in die Musik. Das rein instrumental operierende Quintett holte sich allerlei Prominenz an die Regler, die unter anderem mit Szenegrößen wie Mono, Isis, Russian Circles, Caspian und Pelican arbeiteten. „Wrought“, das erste Album der US-Amerikaner*innen, strahlt narrative Größe aus.

Ob man bei gerade einmal 27 Minuten von einem Album sprechen möchte, sei dahingestellt, doch kann das präsentierte Material überzeugen. Das beginnt bereits bei „Irusu“, eigentlich nur ein sehr kurzer Aufgalopp und ob seiner dichten Texturen dennoch von umwerfender Intensität umgarnt. Hingegen nimmt sich „The Approach“ ein wenig mehr Zeit, um im klassischen Post-Rock-Stil auf einen mächtigen Höhepunkt hinzuarbeiten, der mit voller Wucht einsetzt und alles niederdrückt. Gewisse metallisch angehauchte Affinitäten lassen sich nicht von der Hand weisen, unter anderem grüßen pg.lost.

Der bittersüße Schönklang von „Everything Is Fine“ spielt mit der Ambiguität dieser Aussage. Ist wirklich alles in Ordnung? Licht und Schatten stehen sich auf emotionaler Ebene nah. Hingegen bringt „Black Mountain“ mystische Qualitäten ein, die gen Halbzeit in monolithische Wucht umschlagen. Verspielte, harmoniebedürftige Auflösungen konkurrieren mit schroffen, beißenden Schleifen, der unweigerliche Zusammenbruch folgt. Schließlich gibt sich „Doom Moon“ dem Wechselbad der Gefühle hin, erinnert mit seiner ausdrucksstarken Atmosphäre an When Waves Collide und nimmt zudem die stampfend-epische Härte von Noorvik mit.

„Wrought“ geht viel zu schnell vorüber, doch ist das im Grunde das einzige echte Manko dieser Platte. Natürlich bewegen sich Hiroe in einem vergleichsweise engmaschigen Post-Rock-Feld, das gewisse Vergleiche mit sich zieht, doch stört das angesichts der musikalischen Qualität nicht wirklich. Die fünf US-Amerikaner*innen schreiben fantastische Songs, so wechselhaft wie präzise, deren schonungslose Ehrlichkeit und betörende Schönheit sofort unter die Haut geht. Mit „Wrought“ gelingt Hiroe ein hervorragender Auftakt, an dem es zumindest für Genrefans kein Vorbeikommen geben darf.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 08.07.2022
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/hiroemusic

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES