In Slumber – While We Sleep
Sie waren nicht tot, sie rochen bloß seltsam: Stolze 13 Jahre sind mittlerweile seit dem letzten Album von In Slumber vergangen. Mastermind Wolfgang Rothbauer war keineswegs untätig und veröffentlichte Musik mit so unterschiedlichen Bands wie Zombie Inc., Purgatory, Scargod, Edenbridge und Musical Massacre. Nahezu im Alleingang – der unter anderem bei Agrypnie und Theotoxin tätige Flo Musil kümmerte sich um die Drums – holte der Oberösterreicher die Melodic-Death-Veteranen zurück. „While We Sleep“ klingt, als wäre die Zeit tatsächlich stehen geblieben.
„Clairvoyance“ fällt mit der melodischen, brachialen Tür ins Haus und bewegt sich musikalisch in brachialen, wuchtigen Gefilden, die Mitte der 90er eine metallische Revolution auslösten. Brachiale Frontalattacken, sperrige Harmonien und ruppige Sprints reihen sich lose aneinander, gerade die Rhythmusabteilung zeigt sich in bestechender Form. Im direkten Anschluss packt „Stillborn“ den frühen In Flames-Dampfhammer aus mit verwaschener und doch greifbarer Eingängigkeit. Wie das wütende, roh produzierte Schlagzeug gegen die schleifenden Gitarrenwände ankämpft, weiß zu unterhalten.
In den kürzeren Episoden zeigt sich Rothbauer besonders stark. „The Demon Whispers“ fällt mit der Tür ins Haus, baut monumentale Druckwellen auf und überrascht mit einer instrumentalen Zäsur, mit einem Innehalten und Suchen. Noch direkter geht es „A Moral Of Strain“ an. Der Rausschmeißer ackert sich in unter 110 Sekunden durch klassische Death-Metal-Urgewalten und attackiert sämtliche Sinne gleichzeitig. Dem gegenüber steht das einhellige Sägen von „The Lake Of Visions“, dessen Old-School-Attacken so unnahbar wie bekömmlich ausfallen. Hier schwingt der Esprit der 90er mit, als Todesstahl melodischer wurde, und exakt dieser Scheideweg kommt hier wunderbar durch – fast schon schizophren und doch so unterhaltsam.
Natürlich klingt dieses Comeback wie aus der Zeit gefallen, nicht nur aufgrund des Genres. „While We Sleep“ wurde sehr roh und erdig produziert, geradezu authentisch – die häufig stark im Vordergrund stehenden Drums und die gekleistert anmutenden Gitarren erinnern an die frühen Platten von Dark Tranquillity und Konsorten. Letztlich passt aber genau das wunderbar. Der Sound von In Slumber braucht weder sauberste Ausdifferenzierung noch Loudness War, sondern will etwas ungeschliffen wirken. Der krachende Ansatz bekommt den ohnehin starken, mitreißenden Tracks hervorragend und ergibt ein exzellentes Gesamtbild. Wolfgang Rothbauer hat es ein weiteres Mal geschafft und liefert eine hochgradig unterhaltsame Rückkehr auf hohem Niveau ab. Hoffentlich bleibt es nicht bei dieser einen Platte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.07.2022
Erhältlich über: War Anthem Records (Edel)
Facebook: www.facebook.com/inslumber
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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