The Atrophic – Coagulating Mirth
Technischer Death Metal kann brachial und zugleich eingängig sein – siehe und höre The Black Dahlia Murder oder Arsis. In diese Kerbe wollen The Atrophic schlagen. Das erst im Vorjahr gegründete Duo aus dem US-Bundesstaat North Carolina versteht sich auf ruppige, komplexe Action, die sich Melodien keinesfalls verschließen möchte. Auf ihrer ersten EP „Coagulating Mirth“ widmen sich Sean Irizarry und Kyle Kuffermann dem drohenden Untergang, der den Zeitgeist dominiert.
Der eröffnende Titelsong macht deutlich, wohin die Reise gehen soll. Ein infernales Intro bereitet auf den unvermeidbaren Höllensturm vor, dann tanken sich The Atrophic durch ihre nur oberflächlich widersprüchlichen Ideen. Irizarrys Vocals zerlegen den Track auf die Brutale, Kuffermann packt präzise Riffs und donnernde Bassläufe aus, während Session-Drummer Robin Stone (u. a. Ashen Horde) komplexe Polyrhythmik, plötzliche Blasts und nahezu elegische Parts locker meistert. Wie sich ein vertrackter melodischer Part aus der kompletten Zäsur erhebt und den Song zuspitzt, ist ganz großes Kino.
Auch der Rest der EP kann locker mithalten. „Misery’s Grip“ ist ein fieser Sprinter mit gutturaler Energie, aus dem sich immer wieder feinsinnige Melodien schälen und die Brutalität eskalieren lassen. Hingegen lässt sich „Vessels For The Oligarchs“ etwas mehr Zeit, hat für The Atrophic-Verhältnisse stellenweise fast schon Groove-Qualitäten und entpuppt sich letztlich als wüstes Muskelpaket, das mit Gift und Galle um sich wirft. Tatsächlich entschleunigt „Horrid Mortal Tendrils“ in manchen Passagen komplett und zieht nahezu klare Gitarren heran. Aus denen entspringt die nächste Attacke – ein bärenstarkes Wechselbad der Gefühle.
Klar: Man weiß, was man von The Atrophic bekommt. Ihre musikalischen Referenzen und Querverweise sind mehr als deutlich, die Kombination aus melodischem Anspruch und technischer Explosivität unterhält von vorne bis hinten. Zwar sind die 19 Minuten von „Coagulating Mirth“ letztlich viel zu schnell vorüber, doch spricht das für die Qualität des Duos. Hier reift eine spannende Band heran, die mächtiges Songwriting mit versierter Instrumentalkunst verbindet, ohne dabei gekünstelt zu wirken. Für The Atrophic kann das nur der Auftakt zu Großem sein.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.07.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Website: theatrophic.com
Facebook: www.facebook.com/theatrophic
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