The Machinist – All Is Not Well
Just als sie ein neues Album aufnehmen wollten, wurde der Notstand über die New Yorker Heimat von The Machinist verhängt. Das Trio beobachte geschockt, wie Corona in ihrer Stadt wütete, und wie sich das politische Klima nach und nach drastisch verfinsterte. Unter diesem Eindruck entstanden neue Songs, mit denen die Band ihren ohnehin extremen Mix aus Metal und Hardcore noch weiter auf die Spitze treiben wollten. „All Is Not Well“ ist in jeder Hinsicht ein brachiales Mission Statement, das sich mit globalen und persönlichen Themen besonders intensiv auseinandersetzt.
Das eröffnende „PIG“ zerstört mit Anlauf. Brachiale Drops und Beatdown-Elemente treffen auf synthetisch angehauchte Extreme. Amanda Gjelaj zerlegt den Track in aller Aggression und brüllt sich in einen Rausch, rundherum setzt es Nackenschläge am laufenden Band. „Lysergic Lullaby“ ist das krasse Gegenteil, fast schon lieblich und balladesk. Überwiegend klarer Gesang punktet durch harmonische Großtaten, die gelegentlichen Faustschläge zwischendurch attackieren sämtliche Sinne gleichzeitig … und dann wird es wieder eingängig.
So lieblich wird es allerdings nur ganz selten. Viel typischer sind die manischen, präzisen Druckwellen von „Letter In Red“, die mit Schaum vorm Mund über das Geschehen fegen und sich in heiseren Hardcore-Attacken verlieren. Und doch schimmert zwischendurch eine Insel der Seeligen durch, klar und abermals harmoniebedürftig, nur um von der nächsten Frontalattacke zerlegt zu werden. Auch „The Final Encounter“ bellt sich mit dem Mute der Verzweiflung voran, nimmt Deathcore ebenso mit wie proggige Passagen. Im Titelsong dehnen The Machinist ihr ureigenes Konzept ein wenig aus, rücken Eingängigkeit und unberechenbare Extreme zusammen und reiten mit wachsender Begeisterung auf einem emotionalen Pulverfass.
Nach gut 33 Minuten ist die Show schon wieder vorbei – viel zu früh, versteht sich, und doch packen The Machinist Unmengen an Wahnsinn in ihren Sound. „All Is Not Well“ fällt in jeder Hinsicht größer und voluminöser aus, sucht nach neuen Wegen und findet die reitende, eierlegende Wollmilchsau. Das Spiel mit den Extremen bekommt dem Trio gut, das Harmoniebedürfnis kollidiert prima mit dem Wut und der Verzweiflung über das eigene Umfeld. Unberechenbares Chaos mit Licht am Ende des Tunnels – manchmal ist doch alles gut.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.07.2022
Erhältlich über: Prosthetic Records
Facebook: www.facebook.com/Themachinistnyc
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