Carrion Vael – Abhorrent Obsessions
(c) Carrion Vael
Die hässlichen Aspekte des Lebens liefern Carrion Vael Inspiration für ihren brutalen Death Metal mit Tech- und Melodic-Schlagseite. Das Quintett aus Richmond im US-Bundesstaat Indiana veröffentlichte bislang zwei Platten, die sich vornehmlich Psychopathen und Massenmörderern widmeten, so wie sich das für die brachiale Seite des Genres quasi gehört. Von diesem Rezept rücken sie auch auf ihrem neuesten Werk nicht ab. „Abhorrent Obsessions“, das erste Album für Unique Leader Records, spinnt den Faden der Extreme mit ausgesuchter Präzision weiter.
Im eröffnenden „Wings Of Deliverance“ findet sich alles, was diese Platte spannend macht. Ja, das Intro zieht sich ein wenig, doch kaum haben Carrion Vael in die Spur gefunden, zerlegen sie alles mit wachsender Begeisterung. Travis Lawson-Parcell zerstört an vorderster Front alles mit Stimmbändern, die an die Großen des Genres erinnern. Gutturale Wut, hohes Gekeife und manische Zwischentöne nehmen keine Gefangenen. Rundherum häutet sich der Sechsminüter gleich mehrfach. Schroffe, technisch versierte Attacken treffen auf Old School Death Metal, der in den Solo-Passagen wiederum skandinavische Melodic-Konzepte mitnimmt – eine atemlose Tour de Force, die sämtliche Sinne gleichzeitig torpediert.
Das ist freilich – und im wahrsten Sinne des Wortes – nur der Anfang, denn Carrion Vael halten das Niveau über die gesamte Platte. Wie „Tithes Of Forbearance“ aus den Startlöchern explodiert und eine exzellente Schnittmenge aus Brachialgewalt und feiner Klinge findet, erinnert im besten Sinne an The Black Dahlia Murder. Allerdings finden sich hier sogar ein paar kurze Klargesang-Passagen, wie ein gleißend helles Licht inmitten der Finsternis. Hingegen pflügt „The Devil In Me“ mit voller Wucht durch ruppige Untiefen und hebt gerade in der bleiernen, explosiven zweiten Hälfte so richtig ab. „The Paint Shop“ beginnt ebenfalls ruppig, entwickelt sich allerdings zu einer Art Prog-Death-Hymne. Wenn das Tempo zum Ende hin rausgenommen wird und Gesang mit Synths und Harmonien kollidiert, eröffnen sich neue Sphären.
Carrion Vael besitzen unheimliches Potenzial, weil sie nicht nur ein breites Death-Metal-Spektrum ohne Qualitätsverlust abdecken können, sondern weil sie zugleich noch viele weitere Ideen – gerade im Prog- und Extreme-Bereich – andeuten, die bislang nur rudimentär verfolgt werden. Im Herzen ist „Abhorrent Obsessions“ ein brachiales, widerwärtiges Album, zugleich verdammt gut gemacht und voller knisternder Spannung. Das US-Quintett scheint reif für höhere Weihen dank gutem Songwriting, erstaunlicher Präzision und rasender Wut, die tatsächlich exzellent zu harmonieren wissen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.08.2022
Erhältlich über: Unique Leader Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/CarrionVael
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