Feather Mountain – To Exit A Maelstrom
Während den Arbeiten an ihrem zweiten Album änderte sich die Richtung bei Feather Mountain sehr plötzlich. Beim Vater von Bassist Andreas und Drummer Christian Dahl-Blumenberg wurde Alzheimer festgestellt. Die Pläne für das Konzeptwerk der Neo-Progger drehten sich drastisch, beleuchten nun einerseits den Verfall, den diese tödliche Krankheit mit sich bringt, im Zeitraffer, und andererseits deren Auswirkungen auf die Familie und Verwandtschaft. „To Exit A Maelstrom“ bricht entsprechend zu hochspannenden wie beklemmenden Ufern auf.
Die Auswirkungen auf den Geisteszustand trägt „Cloud-Headed“ bereits im Titel. Auffallend ist der zögerliche und zugleich selbstbewusste Ton, gefestigt und nachdenklich zugleich. Feather Mountain sind in Neo-Prog-Gefilden zwischen Rock und Metal angekommen, die ebenso Platz für komplexere Djent-Riffs wie dichte, fragile Atmosphäre lassen. Die Gesangsleistung alleine ist bereits grandios, die steten kleinen Wellen nehmen Incubus ebenso mit wie Periphery. Polyrhythmisch angehauchte Auswüchse schwingen auch mit, zudem erscheinen wütende, frontale Attacken. Brütende Growls machen Luft und reinigen die Seele.
Es geht übrigens noch eine Spur größer. Der Rausschmeißer „Maelstrom“ nimmt nicht nur aufgrund seiner Spieldauer von knapp zehn Minuten monolithische Dimensionen an, das stete musikalische Wechselspiel und der behutsame, eher in Post-Bereichen verortete Aufbau sind für sich bereits groß. Wiederholt wechselnde Stimmungen, die schon mal ominöse Doom-Wände hervorrufen können, sowie ein ausgedehntes Crescendo mit Blechbläsern und angedeuteter Aufgabe setzen Gewaltiges frei. Doch auch die etwas kürzeren Tracks dazwischen, wie das zuweilen semi-balladeske „Sincere“ oder das hochtrabende, entfernt an Devin Townsend erinnernde „Air Hunger“, wissen zu unterhalten.
Der Versuch aus einem erdrückenden Tief zu entkommen und dieses zu verarbeiten, entwickelt sich zur spektakulären wie beklemmenden Tour de Force. Feather Mountain versuchen über den Dingen zu stehen und stecken doch in der Materie fest, setzen sich mit dieser intensiv auseinander und versuchen die Wut, die Trauer, den Frust und die seltene Hoffnung musikalisch zu verarbeiten. „To Exit A Maelstrom“ ist eine komplexe, moderne Prog-Platte geworden, brütend hart, voller Atmosphäre und Schönheit, aber eben auch zerstörerisch, von ausgesuchter Gewalt und Aussichtslosigkeit begleitet. Es braucht eine ganze Weile, diesen Nackenschlag zu verarbeiten, doch lohnt sich der volle Fokus auf ein erschütterndes wie betörendes Machwerk.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.09.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Website: www.feathermountainband.com
Facebook: www.facebook.com/feathermountainband
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