Landlords – Codeine
Fast möchte man von einem Trend sprechen: Hardcore- und Metal-Musiker tun sich zusammen, um zu entschleunigen – das hat man in den letzten Jahren mehrfach gehört. Auch in Neuseeland findet sich dieses Phänomen, verkörpert von den 2017 gegründeten Landlords. Zwischen Slow Rock und Shoegaze bauen sich monolithische, butterweiche Reverb-Wände mit 90s-Alternative-Anleihen auf. „Codeine“ ist ihre zweite EP, zugleich der erste Release bei Church Road Records.
Die stürmische Gemütlichkeit von „Perfect Life“ zieht anfangs sogar ein wenig in metallische Gefilde und lässt erkennen, woher der Wind weht. Die komplette Entschlackung für die Strophen – kaum Instrumentierung, klare Melodien und eine ebenso zarte Stimme – führt das Intro genüsslich ad absurdum und stellt das Geschehen auf den Kopf. Es passiert herzlich wenig, das aber dafür mit gekonnter Intensität. Natürlich intensiviert sich das Geschehen zwischenzeitlich ein wenig, die vertraut anmutende Laut-Leise-Dynamik mit kleinen Muskelspielen und nahezu meditativem Gesang unterhält dafür … wie auch der Wurmfortsatz, denn falsche Enden wissen Landlords zu schätzen.
Lange Zeit verharrt „Clover“ in einer Art Vorhof, will nicht so recht aus sich hinausgehen und baut das Geschehen sorgsam auf. Bevor man jedoch in Post-Rock-Welten landet, sorgt die finale Öffnung für einen verwaschenen Sturmlauf, fast schon doomig, bevor mächtige Distortion-Wälle überhandnehmen und in fremde Welten tragen. Dort wartet bereits „Violence“, das sich zwischen den Stühlen platziert und trotz Überlänge beinahe an klassische Songstrukturen anknüpft – schleppend, mit etwas Wucht zwischendurch, von fragilem Vorantasten zwischendurch begleitet. Die Suche nach einem nicht näher benannten Sinn bleibt ergebnislos.
Gut 22 Minuten später ist diese gelungene zweite Episode vorbei. Selbst für Shoegaze-Verhältnisse spannen Landlords den sprichwörtlichen Bogen besonders weit. Die ganz feine Klinge trifft auf teils brachiale Eruptionen und finden eine unterhaltsame Mitte, die Futter für die Seele verspricht. „Codeine“ ist eine weitere wunderbare EP der Neuseeländer, die ihren Slow-Rock-Kosmos geschickt erweitern, ohne dabei in die Falle der atemlosen Übertreibung zu tappen – ein exzellenter nächster Schritt, der auf ein komplettes Album in dieser Form hoffen lässt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.08.2022
Erhältlich über: Church Road Records
Facebook: www.facebook.com/landlordsaretheworst
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