156/Silence – Narrative

| 1. September 2022 | 0 Comments
156/Silence

(c) Stone Fenk

156/Silence gelten als Geheimtipp zwischen Metal und Hardcore, und das kommt nicht von ungefähr. Das Quintett aus Pittsburgh konnte mit den bisherigen beiden Alben sowie diversen Kleinformaten überzeugen, irgendwo rund um Metalcore, metallischen Hardcore, Nu-Metal-Einflüsse und mächtige Alternative-Dampfwalzen angesiedelt. „Narrative“, ihr neuestes Werk, entstand während der Pandemie, als die Zukunft düster und ungewiss aussah. Man wollte mit dem eigenen Sound experimentieren und neue Ufer ansteuern, was definitiv gelang.

Die schiere Urgewalt alleine macht diese Platte zum spektakulären Happening. Eigentlich scheint „For All To Blame“ im Bann einer klaustrophoben Melodie zu stehen, doch sprechen die Vocals und Breakdowns eine andere Sprache – als würde das charmante Unwohlsein der Deftones mit der cleveren Bosheit von Zao kollidieren. Hingegen braucht „A Past Embrace“ einige Zeit, um so richtig in die Gänge zu kommen. Der sperrige Rhythmus und die wütenden, verzweifelt anmutenden Vocals bemühen sich um maximale Zerstörungswut und treiben den eigentlich semi-entspannten Track vor sich her – geprägt von steter Unruhe, dem Wahnsinn der eierlegenden Wollmilchsau sehr nahe.

„Tell The Reason“ fällt mit der manischen Tür ins Haus, baut in Sekundenschnelle Spannung auf und attackiert sämtliche Sinne gleichzeitig. Auffällig ist hingegen die elektronische Untermalung, die mitschwingt und tatsächlich Mehrwert besitzt, den zunehmenden Irrsinn der US-Band entsprechend unterstreicht. Erneut geht es gerade auf rhythmischer Ebene unheimlich spannend und aufwühlend zu. Ähnliches bemüht „The Rodents Race“, sehr frontal und zugleich von knisternder Emotionalität durchzogen. Das Pulverfass geht in „Live To See A Darker Day“ schließlich durch die Decke, wenngleich es hier eher um Überlänge, um stetige Annäherung an die komplette Eskalation geht, fast schon proggig und doch im besten Sinne zermürbend.

Diese konstante Nähe zum Abgrund liegt 156/Silence und sollte eigentlich ein Widerspruch in sich sein. „Narrative“ scheint dem Zusammenbruch dauernd nah und hält sich doch prima. Entsprechend hoch ist die empfundene Anstrengung, trotzdem so willkommen und kurzweilig. Die Songs bohren sich tief in die Seele hinein, verlangen Ausdauer und gute Nerven. Blickt man genauer hinter die Arrangements, breitet sich innere Zerrissenheit aus, in möglichst derbe und zugleich ausgeklügelte Bauten gekleidet. Tatsächlich erreichen 156/Silence mit ihrem dritten Album ein neues Level und melden sich für Großes bereit.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 02.09.2022
Erhältlich über: SharpTone Records

Facebook: www.facebook.com/156Silence

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Category: Magazin, Reviews

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