Ahasver – Causa Sui
Ein neues Projekt von alten Bekannten fördert Erstaunliches zutage. Hinter Ahasver – eine Figur, die Jesus auf dem Weg nach Golgotha jegliche Hilfe verweigert haben soll – stecken aktuelle und ehemalige Mitglieder so illustrer Bands wie Eryn Non Dae., Zubrowska und Gorod. Die Franzosen brauchten fünf Jahre, um ihren Sound zu finden und auf Platte zu bannen. „Causa Sui“ erzähltdie Geschichte des mythischen Ahasver in acht Kapiteln weiter und fühlt sich in progressiven, sperrigen Gefilden hochgradig wohl.
Der erste Vorbote „Dust“ bannt den Wahnsinn des Quintetts geradezu exquisit auf Platte. Von Anfang an ist gerade die DNA von Eryn Non Dae. – brachial, vertrackt, dabei proggig und anspruchsvoll – hervorragend zu erkennen. Es kracht und scheppert an allen Ecken und Enden, Death-Metal-Konzepte kollidieren mit Neo-Prog und extremen Fanfaren, die Vocals bewegen sich teils in spirituellen Gebieten, während rundherum das absolute Chaos durchs Gebälk rattert. Und doch bleibt Platz für betont schräge Harmonien, für ausgedehnte Spannungsbögen, für mehrere Wendungen.
Die Kunstgriffe und überfallsartigen Eruptionen nehmen nicht ab. „Path“ stürzt sich kopfüber ins Labyrinth, das sogar Thrash-Riffing und Blackened-Blastbeats einbindet, und doch mitten am Höhepunkt seine leicht schrägen, überaus eindringlichen Vocals durchdrückt, während die instrumentale Belegschaft am Abgrund zur kompletten Selbstzerfleischung balanciert. Gerade in der zweiten Hälfte brät der Extreme-Prog gar riffgewaltig. Auch „Fierce“ rollt mit mächtigen Druckwellen an, legt gutturale Wut frei, schielt zu Djent- und Deathcore-Riffs, ohne dabei die eigene Komfortzone zu verlassen. Es kracht und scheppert an allen Ecken und Enden, die manische Energie nimmt immer weiter zu. Und dann folgt der Zusammenbruch.
Nach dem wahnwitzigen Ritt auf der eierlegenden Wollmilchsau warten mehr Fragen als Antworten. Ja, Ahasver nehmen tatsächlich sämtliche metallische Extreme mit und drehen sie durch den anspruchsvollen Prog-Fleischwolf. Erinnerung an Tool werden wach hinsichtlich Atmosphäre und komplexer Explosivität, bloß operieren die Franzosen in deutlich härteren, schrofferen Gefilden. „Causa Sui“ ist ein mehr als gelungener Auftakt geworden, sperrig und harmonisch zugleich, richtig schön kaputt und mitreißend. Es fällt schwer, angemessene Worte für diese Grenzerfahrung zu finden, doch ist dieser im besten Sinne kranke Einstand dennoch – vielleicht auch gerade deswegen – als voller Erfolg zu werten.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 16.09.2022
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/AHASVERBAND
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