Crippled Black Phoenix – Banefyre

| 9. September 2022 | 0 Comments
Crippled Black Phoenix

(c) Chantik Photography

Auf „Ellengæst“ mussten sich Crippled Black Phoenix nach einem Massenexodus wieder finden und legten, angefeuert von einer Armada an Gästen, eine hochspannende wie vielschichtige Platte vor. Mit dem Schweden Joel Segerstedt wurde inzwischen ein zweiter Sänger gefunden, der hier seinen Einstand auf Albumlänge gibt. Und das klappt prima, denn nun konzentrieren sich Crippled Black Phoenix ganz auf sich und bemühen zugleich die absolute Übertreibung. „Banefyre“ ist ein Doppelalbum von weit über 90 Minuten geworden und stellt vor neue, besonders extensive Herausforderungen.

Die Idee, sich Ungerechtigkeit und Ungleichgewicht – bei Menschen und Tieren – zu widmen, ist freilich für Crippled Black Phoenix keine Neuheit, wurde nun jedoch konsequent verfolgt. Doch wo fängt man bei diesem Mammut am besten an? Vielleicht mittendrin, wo „Blackout77“ seine mystischen Schwingen ausbreitet und die wohlige Düsternis des Quintetts an die Oberfläche holt. Segerstedts Stimmfarbe passt perfekt zum Sound, spielt mit süffiger Finsternis, gestaltet sich hymnisch und aufwühlend, ohne in kitschige Untiefen zu tappen. Stark ist auch „Bonefire“, ein vergleichsweise kurzer Exkurs von wohliger Schwere, den Belinda Kordic gewohnt ätherisch darbietet und den besonderen Post-Gothic-Vibe doppelt und dreifach hervorkehrt. Beide Stimmen harmonieren übrigens prima miteinander.

Gleich vier Tracks überspringen die Zehn-Minuten-Marke, wobei „The Scene Is A False Prophet“ sogar eine Viertelstunde in Anspruch nimmt. Hier finden Crippled Black Phoenix alle Zeit der Welt für folkige Sinnsuche, für falsche Enden, für kleine Überraschungen. Wie sich die zweite Hälfte nach einer pointierten Zäsur erhebt und in bester Post-Rock-Manier eskaliert, unterhält. Darauf kann nur der Bonus-Track „No Regrets“ folgen, für ein Nebenprojekt gedacht und mit verkrustetem Blackened Death überraschend. Das ist aber ein Ausreißer: „Rose Of Jericho“ baut beklemmenden Druck auf und ersäuft in der eigenen Finsternis, während „The Pilgrim“ düster meditiert und „Wyches And Basterdz“ sogar mit Folk-Rock-Konventionen spielt, zumindest bis der Härtegrad auf sympathische Weise zunimmt.

Ja, „Banefyre“ ist zu lang ausgefallen, auch wenn es kaum nennenswerten Verschnitt zu verzeichnen gibt. So ziemlich jeder Track ergibt im Album-Kontext Sinn, hätte vielleicht etwas beschnitten werden können, und doch fließt die Platte wunderbar. Es braucht Geduld, offene Ohren und etwas Sitzfleisch – alles Eigenschaften, die sich beim Genuss bezahlt machen. Crippled Black Phoenix machen nach wie vor keine halben Sachen, ignorieren Schema F und wollen bewusst überraschen. Natürlich wäre es etwas kompakter gegangen, dennoch macht „Banefyre“ richtig Laune und lässt unheimlich viel entdecken – ein kleiner Leckerbissen der anderen Art von den Veteranen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.09.2022
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)

Website: crippledblackphoenix.net
Facebook: www.facebook.com/CBP444

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Category: Magazin, Reviews

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