No Sun – In The Interim

| 27. September 2022 | 0 Comments
No Sun

(c) No Sun

In den vier Jahren seit dem Release ihres ersten Albums erfuhren No Sun zahlreiche Veränderungen, gerade was ihre Vision und ihren Sound betrifft. Die Band ist mittlerweile nur noch als Duo – Gitarrist und Sänger Jordon Strang sitzt in Salt Lake City, Drummer Jake Morse in Chicago – unterwegs, zudem erfährt der ehrliche Ansatz eine Umdeutung, die verschiedenste Alternative- und Shoegaze-Konzepte auslotet. „In The Interim“ ist ein mehr als gelungener Neustart geworden.

Ein Song wie „Near To Me“ suhlt sich in butterweichen Texturen und sucht nach Antworten auf Fragen, die niemand stellen möchte. Der zaghafte Aufbau, Post-Rock-artige Formationen und das zarte Aufbranden intensiver Klangerlebnisse unterhält und bewegt. Doch schlagen zwei Herzen – ach – in dieser Brust und treten mit fortlaufender Spieldauer schroffe, metallische Aggression los, die sogar ein wenig in Richtung Post-Black abdriftet. Süffig und schroff schreitet der Track sehenden Auges dem Untergang entgegen und zerlegt sich mit wachsender Begeisterung selbst, ohne sein schleppendes, majestätisches Tempo aufzugeben.

Im Vergleich dazu wirkt „In My Heaven“ fast schon konventionell, nicht nur aufgrund Strangs deutlichen präsenteren Vocals. Die Harmoniebedürftigkeit kollidiert mit mächtig Distortion und ein wenig Plüsch, mit fortlaufender Spieldauer verfinstert sich das Geschehen deutlich, ohne jedoch komplett in Richtung Wahnsinn abzudriften. Hingegen nimmt „Into The Light“ Post-Rock- und Post-Metal-Dimensionen an, wenn es zunächst sehr behutsam aufbaut und dabei auf eine unvermeidbar wirkende Eskalation zusteuert, deren konsequent eingesetzte Entfremdung unterhält.

Leisetreter drehen auf: Shoegaze spielt eine entscheidende Rolle inmitten dieser kleinen, aber konzentrierten Neuausrichtung, die No Sun gefühlt sämtliche Richtungen gleichzeitig ansteuern lässt. Der Teufel auf „In The Interim“ liegt im sprichwörtlichen Detail, denn hinter der zunächst konventionell erscheinenden Oberfläche tun sich prächtige, beklemmende Abgründe auf. No Sun ziehen in einen musikalischen Sog hinab, der mit eigenen kathartischen Ansprüchen ringt und dabei sympathischen Wahnsinn bemüht – eine komplexe wie lohnenswerte Platte, die Zeit braucht und sich über Unwege begeisternd öffnet.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 30.09.2022
Erhältlich über: Church Road Records / Flesh And Bone Records

Facebook: www.facebook.com/nosunmusic

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Category: Magazin, Reviews

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