Stake – Love, Death And Decay

| 30. September 2022 | 0 Comments
Stake

(c) Leon De Backer

Der Übergang von Steak Number Eight zu Stake hätte ein fließender sein sollen. Mit einem fantastischen Album und fieberhaften Live-Konzepten wagten die Belgier den großen Neustart, nach wie vor von komplexen wie brachialen Sounds entsprechend begleitet. Dann kam die Pandemie und ein kapitaler Rundumschlag auf Kreativität und Psyche. Auf der einen Seite suchte Sänger und Gitarrist Brent Vanneste nach einem friedlichen Ort in seinem von Dunkelheit geprägten Hirn, auf der anderen Seite sah sich der ohnehin realistisch veranlagte zweite Gitarrist Cis Deman mit dem Tod seiner beiden Cousins konfrontiert. „Love, Death And Decay“ packt all diese widersprüchlichen Gefühle in einen nicht minder widersprüchlichen musikalischen Mixer.

Mit seinen sieben Minuten macht der eröffnende Titelsong einiges an Druck, nimmt sich dafür aber ordentlich Zeit. Gemächlich tauchen die einzelnen Elemente aus dem Mix auf, dann wird es erst einmal sperrig. Sludge-Prog-Djent-Gitarren, eine herrlich schwerfällig marschierende Rhythmusabteilung und wütende Screams sind auf post-metallische Zerstörungswut aus, von idyllischen bis meditativen Parts geschickt unterbrochen. Stake wenden sich vertrauten progressiven Gefilden zu, liefern brachiale Fanfaren mit Nachdruck und Hässlichkeit, welche die Schizophrenie des Albumtitels gekonnt repräsentieren.

„F*ck My Anxiety“ schraubt den Härtegrad weiter in die Höhe, keift und bellt sich in aller Kürze durch die Lande. Stake schlagen stakkatoartig um sich, geben sich bewusst unbequem und rotzig, finden zu einem zähen Auge des Sturms mit Stoner- und Sludge-Energie, bevor das Chaos erneut anklopft. Im Gegensatz dazu wirkt „Ray Of The Sun“ – Demans Tribut an seine beiden Cousins – weit offen, luftig und proggig. Der überdimensionale Überflieger ruft das gesamte Können des Quartetts ab, von zarten Zwischentönen über bratende Flächen bis hin zur großen Hymne. Hier zeigen sich die Belgier mehr denn je als Neo-Prog-Band, ohne dabei ihr kauziges wie mitreißendes Antlitz zu vernachlässigen.

Tatsächlich wird der Wahnsinn noch ein Stück wahnsinniger, zugleich aber melodischer und anspruchsvoller. Der Widerspruch, den „Love, Death And Decay“ bereits im Titel andeutet, zieht sich durch die gesamte Platte wie ein blutroter Faden mit grauen Einschlüssen. Stake gehen neue Wege mit vertrauten Mitteln, bleiben dabei aber in bekanntem Fahrwasser. Auch das ist zumindest ein kleiner Widerspruch, der aber ins Bild passt. Es geht nicht nach Schema F – brachiale Wut, große Gefühle und steter Spannungsaufbau verleihen Stake ihren ureigenen Sound, der weit offene Ohren verlangt. Der manische, aufwühlende Höllenritt gelingt erneut.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 30.09.2022
Erhältlich über: Hassle Records (Cargo Records)

Website: www.stakeband.com
Facebook: www.facebook.com/stakeband

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Category: Magazin, Reviews

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