Black Space Riders – We Have Been Here Before
Stillstand ist Gift für Black Space Riders. Zwar hat das letzte Lebenszeichen des Quintetts aus Münster mittlerweile vier Jahre auf dem Buckel, doch gab es in der Zwischenzeit ganz bestimmt keinen Verharren im Status Quo. Mehr als 80 Minuten frische Musik wollen nun gezähmt werden: „We Have Been Here Before“ will sich von letzten irdischen Fesseln befreien und Überreste etwaiger musikalischer Grenzen komplett einreißen. Das gelingt mit diesen 15 Tracks tatsächlich hervorragend.
„Worlds Collide Dans Ma Tete“ bemüht sich wortreich um knapp elf Minuten und wirkt als Rausschmeißer wie ein logischer Fremdkörper – leicht deplatziert und doch komplett nachvollziehbar. Zwischen nüchterner Heavyness, die in den Schlussminuten etwas ausartet, sowie psychedelischer Sinnsuche wartet eine Art XXL-Jam der besonders unorthodoxen Sorte, hypnotisierend wie wirr. Hingegen findet „AAAAAAAAAAARRRRRRGGGH“ klare Worte bzw. Laute, flirtet mit Hardcore- und Punk-Einflüssen. Der lärmende Wahnsinn reitet in aller Kürze durch die brachialere Seite von Black Space Riders.
Eine Abwendung von vertrauten Klängen bedeutet das aber keinesfalls, viel mehr ist es eine Erweiterung des musikalischen Kosmos. So trägt „Fear No More“ die leicht proggige Intensität der bisherigen Werke in sich, lässt aber auch die Muskeln spielen. „Crawling (DownWithEverything)“ ist ein groovender Bastard mit Clutch-Schlagseite, fies und hymnisch zugleich. Wieder ein paar Türen weiter trägt „This Flow“ Retro-Prog-Ideen in sich, schwebt förmlich über den Dingen. Irgendwo dazwischen lauert „In Dust“, dessen Eruptionen und spacigen Jams mit eigenwilligem Rhythmus sofort im Ohr bleiben – jenseitig und belebend zu gleichen Teilen.
In dieser geschmackvollen Unvorhersehbarkeit steckt einiges an Kraft. Anstatt sich auf einen gewissen Sound festnageln zu lassen, geben sich Black Space Riders dem gestalterischen Wahnsinn hin und neigen zur vollkommenen Übertreibung, zumindest was die Spielzeit betrifft. Ja, „We Have Been Here Before“ überfordert komplett, aber das ist quasi by design. Nicht nur die Länge, auch die stilistische Vielfalt verlangt gute Nerven und weit offene Ohren, am besten von Kopfhörern unterstützt. Und doch zeigt sich das Quintett weiterhin in bestechender Form mit schier unendlicher kreativer Energie, die immer wieder aufs Neue begeistern kann.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.10.2022
Erhältlich über: Black Space Records (Cargo Records)
Website: www.blackspaceriders.com
Facebook: www.facebook.com/BlackSpaceRiders
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