Vorbid – A Swan By The Edge Of Mandala

| 11. Oktober 2022 | 0 Comments
Vorbid

(c) Birgit Fostervold

Einfach geht anders, das wissen Vorbid nur zu gut. Vier Jahre nach ihrem ersten Album melden sie sich zurück, nicht zuletzt aufgrund der Komplexität ihres Seins verspätet. Einerseits bewegt man sich in anspruchsvollen Progressive-Thrash-Kreisen, wobei zuletzt der Prog-Aspekt deutlicher in den Vordergrund rückte, andererseits agiert man höchst konzeptuell. Das machte das distanzierte Songwriting zur großen Herausforderung. Nun ist „A Swan By The Edge Of Mandala“ gelandet und widmet sich dem Thema Angst auf betont vielschichtige, individuelle und zugleich universelle Weise.

Diese Angst besteht zumindest nicht vor herausfordernden Songstruktur. Im Quasi-Titelsong „By The Edge Of Mandala“ fallen die Norweger direkt mit der Tür ins Haus und packen eine manischen Sprint aus, dessen frontale Bosheit die Thrash-Grenzen in Richtung Death Metal verschiebt, ein wenig an Revocation erinnernd. In den progiggen Abschnitten mit Klargesang wird es hingegen eingängig und anspruchsvoll, was man so eher von Dream Theater kennt. Das wunderbar explosive, zugleich verspielte „Derealization“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, gibt sich fies und jazzig zugleich. Stets winkt der absolute Wahnsinn durchs imaginäre Fenster.

Was Vorbid besonders gut beherrschen, sind die überlangen Ausflüge, die hinsichtlich Komplexität neue Sphären ansteuern. „Ex Ante“ ist eine dieser XXL-Wahnsinntaten. Natürlich dauert es betont lange, bis das Quartett halbwegs auf den Punkt kommt, aber das ist auch in Ordnung. In der nicht vorhandenen Ruhe liegt erstaunliche Kraft, stattdessen schlägt man nahezu konstant über die Stränge. Ein unbequemer, finsterer Mittelteil mit Spoken-Word-Einschlag lässt die Wolken zuziehen. Die absolute Explosion bleibt jedoch aus, denn die instrumentale Fortsetzung arbeitet sich lieber an ausgefallenen Spannungsbögen aus.

Damit wäre auch das einzige kleinere Problem dieser Platte erfasst: Vorbid verlieren sich gerne in proggigen Sphären und wollen gelegentlich zu viel. Speziell die minutenlangen instrumentalen Exkurse können sich ziehen, besitzen aber auch einiges an Klasse. Klar ist: „A Swan By The Edge Of Mandala“ fällt deutlich progressiver als sein Vorgänger aus, gibt sich durchdachter und komplexer. Das muss man mögen, das macht aber auch – gerade in Verbindung mit den gewohnt brachialen, technisch versierten Death-Thrash-Höllenritten – sehr viel her. Noch arbeiten Vorbid am Feinschliff ihres Sounds, doch steuern sie bereits jetzt auf den ganz großen Wurf zu. Ihre Klasse spielen sie bereits auf diesem Zweitling gekonnt aus.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.10.2022
Erhältlich über: Indie Recordings

Facebook: www.facebook.com/Vorbidband

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Category: Magazin, Reviews

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