(EchO) – Witnesses
Die letzten drei Jahre waren für viele schwer, doch (EchO) hatten besonders zu kämpfen. Nach dem Release ihres dritten Albums verließ Anfang 2020 zunächst ihr längjähriger Drummer die Band, danach mussten sämtliche Auftritte abgesagt werden. Mehr noch, die Provinz Brescia, aus der das italienische Quartett stammt, war von der Pandemie besonders stark betroffen. Diese Rückschläge, diese Verzweiflung und zugleich die Freude über das seltene Wiedersehen zwischendurch hinterließen Eindruck. „Witnesses“ zeigt eine nach eigenen Worten nun erwachsene Band, die den Death-Doom-Faden erfolgreich weiterspinnt.
Nach einem kurzen Intro zeigt „Laudanum“, wo (EchO) heute stehen. Der umtriebige Alexander Högbom (October Tide) mischt mit und unterstützt die ohnehin mächtige Stimme von Fabio Urietti gekonnt. Insgesamt fallen die Death-Anteile hier stärker aus, die bleierne Schwere und teils derbe Härte kollidiert gelungen mit beklemmenden, frostigen Melodien. Und doch geht das Crescendo unter die Haut. Hingegen spielt „Fate Takes Its Course“ mit Konventionen und Erwartungen, arbeitet sich an Noise- und Distortion-Wänden ab, die sich mit ominösen Zäsuren abwechseln und emotionalem Klargesang eine wertvolle Bühne spendieren.
Zu den weiteren Gästen zählt Heike Langhaus von Remina, unter anderem von ihrer Zeit bei Draconian bekannt. Sie mischt gleich doppelt mit. Im erhabenen „Chemical“ sorgt sie für wichtige Erdung und nahezu sirenartige Erfüllung in brachialen Gefilden, während ihr in „My Covenant“ eine zentrale Rolle zukommt. Sie wirkt wie eine Verführerin und zugleich wie die personifizierte Hoffnung, bevor der unvermeidbare Absturz folgt. „Saturated“ lebt hingegen von Uriettis mächtigen Vocals. Hier ruft der (EchO)-Sänger seine gesamte Bandbreite ab, die Mut zur Hässlichkeit wie auch beklemmende Einfühlsamkeit umschließt. Das prog-rockige Gitarrensolo überrascht im besten Sinne.
Es war wohl eine hörbar schwere Geburt für die Italiener, doch hat sich der Einsatz mit Sicherheit gelohnt. (EchO) stecken alle Rückschläge und sämtliche Erschütterungen der letzten Jahre in ihre Musik, die gewiss zunächst vor Herausforderungen stellt, die sich alles andere als einfach erweist, und doch gerade deswegen zu unterhalten, ja sogar zu begeistern weiß. „Witnesses“ bewegt sich zwar in bekannten Death-Doom-Gefilden, findet für diese jedoch neue Ansätze. Das Spiel mit der Genre-Dynamik, mit Experimenten und frischen Stimmen gelingt dem Quartett mit Sicherheit – ein Rohdiamant und Geheimtipp, der sich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.10.2022
Erhältlich über: Black Lion Records
Facebook: www.facebook.com/echoband.official
https://www.youtube.com/watch?v=IVDPzwgGMcE
https://www.youtube.com/watch?v=5tbhfIOhGbw
https://www.youtube.com/watch?v=Vvb2RPRvUoA
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