InTechnicolour – Midnight Heavyweight
Kurz vor dem ersten Lockdown erschien „Big Sleeper“, das erste Album von InTechnicolour, ein Sammelsurium an Stoner- und Desert-Riffs sowie bunter Eingängigkeit. Die Bühnen blieben geschlossen, die Isolation wurde zum Songwriting-Stilmittel. Für nervöse, ängstliche Personen wie Sänger Tobie Anderson war diese Zeit doppelt und dreifach schwierig, eröffnete aber zugleich Möglichkeiten, jenseits des Proberaums an subtileren Ideen zu arbeiten. Entsprechend feinsinniger, dennoch riffgewaltig zeigt sich der Zweitling „Midnight Heavyweight“.
Entspannte Nervosität zieht sich durch zahlreiche Tracks, darunter das pulsierende „The Wave“. Irgendwo zwischen Stoner-Riffing und Alternative-Dynamik gefangen, nehmen sich die Vocals zurück, während die Gitarre stets nach vorne drängt – eine ewige Welle, hinter der sich Schönheit verbirgt. Im Titelsong „Midnight Heavyweight“ fallen die Briten mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus, doch offenbart sich viel Fragilität hinter dem ersten Aufbäumen. Eine gewisse wüste Sehnsucht bleibt omnipräsent und dueliliert sich mit dem schwerfälligen Riff – spannend und irgendwie angenehm, auf grandiose Harmonien ausgerichtet.
Hinsichtlich Eingängigkeit haben InTechnicolour ordentlich dazugelernt, ohne sich jedoch zu sehr ins Klebrige anzubiedern. Meditative Entspannung und hymnische Intensität durchziehen auch „Making Friends With Shadows“, das durchaus sonnig anmutet, an die Indie-Anfänge erinnert, bevor die zweite Hälfte fast schon böse, schnaubend ausfällt. Hingegen nimmt „Corner Of Time In The World“ das Tempo über weite Strecken heraus und bemüht sich um eine semi-balladeske, spirituelle Erfahrung mit dichten Gesangstexturen. Wenn schließlich doch die Gitarrenwände einsetzen, wird es düster und spektakulär.
Insgesamt zeigt sich „Midnight Heavyweight“ eine Spur ruhiger und entspannter, was aber kein Fehler ist, was das Händchen für Melodien und Harmonien des Quartetts deutlicher denn je betont. InTechnicolour bleiben weiterhin im Stoner- und Desert-Bereich verhaftet, sind allerdings keine reinen Riffwunder mehr. Fantastische Eingängigkeit, groovende Intensität und Momente, in denen gefühlt die Sonne aufgeht, zeigen eine Band, die in den letzten Jahren trotz aller Widrigkeiten hörbar gewachsen ist – eine wundervolle Wundertüte ist das willkommene Ergebnis.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.11.2022
Erhältlich über: Small Pond Records
Facebook: www.facebook.com/Intechnicolourband
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