Lower Automation – Strobe Light Shadow Play
Drei wundervolle Chaoten melden sich zurück. Lower Automation aus Chicago zerlegen mit ihrer Mischung aus Math, Noise, Punk und Metal seit 2016 alles mit wachsender Begeisterung und torpedieren die Grenzen des Sperrigen laufend. Für ihre neue Platte wollten sie noch mehr Experimente wagen. Das Ergebnis soll zugleich deutlich noisiger und melodischer als sämtliche Vorgänger ausfallen. „Strobe Light Shadow Play“ ist gewiss nichts für schwache Nerven.
Zwölf Songs in 22 Minuten bemühen vertraute Aufmerksamkeit. Wie sich „Information Entrepreneurs And Their Lipsynching Choirs“ zunächst gefühlt verhaspelt, nur um schnell in die recht basslastige Spur zu finden, weiß zu unterhalten. Höllische Chaos-Fanfaren und dezent melodische Ansätze geben sich die noisig-vertrackte Klinke in die Hand. Ähnliches bemüht „End Scene“, das den Bogen von frühen The Dillinger Escape Plan zu Circa Survive spannt und kurz bei Fugazi aneckt – funktioniert erstaunlich gut für so viel Wahnsinn.
Man weiß nie so recht, wohin Lower Automation genau wollen, aber das sorgt für ordentlich Unterhaltung. So spielt „Acolytic“ mit geladenden Post-Hardcore-Mustern, schlägt mal eben etwas um sich, verhaspelt ebenso sich für einen Moment und steht letztlich doch souverän über den lärmenden Dingen. Der Titelsong „Strobe Light Shadow Play“ führt zunächst auf die falsche Fährte und geht schließlich mit dampfender, überschäumender Energie durch die Decke. Kleine Zäsuren im Chaos verheißen Unheilvolles.
„Strobe Light Shadow Play“ geht durchaus als logische Fortsetzung der wahnwitzigen Reise von Lower Automation durch, ohne sich zu wiederholen. Sämtliche Mutationen, so ungewöhnlich sie gerade in den semi-melodischen Bereichen zunächst auch anmuten mögen, fallen absolut sinnig und logisch aus. Man wächst in die Breite und unterhält in der Tiefe mit kauziger, abermals anstrengender Mucke, die stets über hohen Unterhaltungswert verfügt, die herausfordert und doch nie grenzenlos überfordert – eine exquisite Weiterentwicklung mit Nachdruck, wenn man so will.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.11.2022
Erhältlich über: Zegema Beach Records
Facebook: www.facebook.com/lowerautomation
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