Thy Listless Heart – Pilgrims On The Path Of No Return
Mit Simon Bibby betritt ein Metal-Veteran erstmals solo die Bühne. Bereits in den späten 80ern war er Gitarrist bei den Thrashern Seventh Angel, seit 2005 kümmert er sich um die Keyboards bei den Death-Doomern My Silent Wake. Allerdings ist Thy Listless Heart voll und ganz sein Baby – ebenfalls in Doom-Gefilden angesiedelt, bloß deutlich melodischer und epischer angelegt. Auf „Pilgrims On The Path Of No Return“ spielte er alles selbst ein, einzig Recording, Mix und Mastering sowie Gast-Vocals lagerte er an Greg Chandler (Esoteric) aus.
In einem Song wie „Yearning“ ist der Name Programm. Das Verlangen, die Sehnsucht … in diesen fünf Minuten kommen besagte Gefühlswelten auf magische Weise durch. Dabei führt Bibby mit dem Ambient- und Folk-Auftakt noch auf die falsche Fährte, bis schließlich der Gesang einsetzt. Klagende innere Zerrissenheit trifft melodische, donnernde Epik in bester Isole-Manier. „As The Light Fades“ macht es sogar noch einen Tacken besser. Der Opener singt sich den Weltschmerz von der Seele und erkennt zugleich den unvermeidbaren Untergang inmitten bratender, zugleich ausdifferenzierter Heavyness.
Doch auch „The Search For Meaning“ will unbedingt hervorgehoben werden, alleine schon ob der monumentalen Spielzeit. 14 Minuten sind eine Menge Holz und langweilen doch zu keiner Zeit – ein seltenes Kunststück, eine spannende Gratwanderung. Bibby lässt sich viel Zeit, um Spannung aufzubauen, bemüht einmal mehr Ambient- und Folk-Welten, die natürliche Schönheit mit einer gewissen Zeitlosigkeit verbinden. Nach und nach setzen die restlichen Instrumente ein, schäumende Growls unterstreichen die Eigenwilligkeit. Mehrfache Häutungen und ein emotionaler wie epischer Höhepunkt rund um die Zehn-Minuten-Marke sorgen für Begeisterung, bereiten auf ein meisterliches Finale vor.
Nein, Simon Bibby erfindet mit Thy Listless Heart das epische Doom-Genre nicht neu, sondern arbeitet fast durchgehend mit vertrauten Stilmitteln – vielleicht der einzige minimale Abstrich, den es bei diesem Einstand zu machen gilt. Doch soll das nicht wirklich tragisch sein, denn „Pilgrims On The Path Of No Return“ weiß definitiv zu unterhalten. Diese Dreiviertelstunde arbeitet sich durch eine mächtige Palette an Emotionen, so vielschichtig und mächtig wie klar und intim. In diesem Projekt steckt hörbar viel Herzblut, einem erfüllten Lebenstraum gleich. Auf dass es nicht bei diesem einen Album bleibt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.11.2022
Erhältlich über: Hammerheart Records (SPV)
Website: www.thylistlessheart.co.uk
Facebook: www.facebook.com/thylistlessheart
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