desolat – Elegance Is An Attitude… To Shit On.
(c) Paayarazzi
2018 gegründet, drei Konzerte gespielt, schon war alles dicht: Für desolat ging es denkbar schlecht los, doch blieb das Wiener Trio selbst im Lockdown produktiv. Zwei EPs zwischen Sludge, Noise, Crust, Hardcore und Death Metal erschienen bislang, nun geht es erstmals ans Albumformat. „Elegance Is An Attitude… To Shit On.“ nimmt kein Blatt vor den Mund und schlägt mit beneidenswerter Präzision um sich.
Nicht nur das, man lässt sich immer wieder zu komplexen Husarenritten hinreißen. So nimmt „Rollercoaster: Confusion Is Stable, Confidence Is Luck“ (Songtitel zählen zu den Spezialitäten des Trios) gleich mal sieben Minuten mit und deckt dabei weite Teile des Schaffens ab. Zäher Sludge, bratende Noise-Wände, aber auch ein wenig verkrusteter Uptempo-Dreck mit tödlichem Unterbau mischen hier mit. Wie der Track zur Halbzeit von wütenden Salven zu vertracktem Groove umschlägt und stellenweise nahezu doomiges Tempo annimmt, weiß absolut zu unterhalten.
Dass „Deaf, Dumb, Blind & Grumpy“ im direkten Anschluss das Tempo etwas anzieht und frontale Bosheit auf die geifernden Massen loslässt, passt gut ins Bild. Ranziger Sludgecore marschiert mit entstellter Intensität voran, lässt sich dabei nicht aus der Reserve locken. Auch der eröffnende Titelsong bohrt den Finger tief in eitrige Wunden und schraubt die Heavyness in nahezu unerträgliche Gefilde. „Thanks, But No Thanks“ punktet ebenso mit Schwerfälligkeit, nimmt zudem abgehangene, infernale Melodik hinzu – höchst sparsam eingesetzt und vielleicht gerade deswegen so gut. Heisere Growls entladen sich zum Schluss und lassen gesellschaftliche Verwesung in dicken Nebelschwaden durchrattern.
Abstoßende Hässlichkeit hat bei desolat Hochkonjunktur und bietet hohen Unterhaltungswert. Das mag wie ein Widerspruch in sich klingen, unterstreicht letztlich jedoch den besonderen, den ranzigen, den abgehangenen, den unbequemen Charme der Band. Nach zwei kurzweiligen EPs packt „Elegance Is An Attitude… To Shit On.“ alles, was desolat unterhaltsam und verstörend gestaltet, auf eine mächtige Platte. Mit ausgefahrenem Mittelfinger und sympathischer Verweigerungshaltung liefern die Herren aus der Hauptstadt einen im besten Sinne widerwärtigen Leckerbissen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 09.12.2022
Erhältlich über: Bloodshed666 Records / Santa Diabla
Website: desolatvienna.bandcamp.com
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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