LUGOSi – Inconsolable
Gut Ding will ordentlich Weile haben. LUGOSi veröffentlichten bereits 2016 eine erste Demo und spielten in weiterer Folge vor allem in und rund um Paris, unter anderem mit The Armed, Frontierer und Sick Of It All. Bis zu neuen Aufnahmen sollte es für das Quintett allerdings dauern. Nun lauert ein erstes Album, irgendwo zwischen Hardcore Punk, metallischem Chaos und Mathcore verankert. Zwischen rasender Wut und zerstörerischer Traurigkeit breitet sich „Inconsolable“ aus.
Das eröffnende „PIGS“ kann nur in Großbuchstaben geschrieben werden, so wuchtig und kaputt fällt dieser Auftakt aus. LUGOSi mögen es hörbar sperrig, verbinden heisere Vocals mit verquerer Rhythmik, die sich selbst ein Bein stellt und zugleich Platz für kleinere ominöse Einschübe lässt, deren Bedrohlichkeit sich über Umwege entlädt. Hingegen geht „Holy Daze“ direkt nach vorne, zumindest anfangs, und weckt unter anderem Erinnerungen an Converge und Zao. Komplexe Wut kollidiert mit der Metalcore-Ursuppe, wo verschachteltes Chaos noch wichtiger als hymnische Refrains war.
Am anderen Ende dieser Platte lauert das überlange „Maskenfreiheit“, das in seiner semi-melodischen Behäbigkeit nahezu doomige Züge annimmt und doch in Zeitlupe durchdreht. Kurze, pointierte Explosionen gehen unter die Haut. Das zweiteilige „The Naked King“ holt das Maximum aus dem LUGOSi’schen Wahnsinn heraus. Während der erste Abschnitt Mathcore der besonders anspruchsvollen Sorte liefert und stellenweise sogar an die gemeinsame EP von The Dillinger Escape Plan und Mike Patton erinnert, geht Part 2 über weite Strecken deutlich frontaler voran, nach wie vor kauzig, aber insgesamt fast schon erhaben in der vollständigen Eskalation.
Insgesamt fällt die erste Albumhälfte deutlich kauziger und komplexer aus, während LUGOSi im zweiten Teil den Hardcore-Punk-Aspekt vermehrt in den Mittelpunkt rücken, von feinen melodischen Andeutungen begleitet. Dennoch erweist sich „Inconsolable“ als wilde, anspruchsvolle und angenehm derbe Platte mit vielen versteckten Schätzen, die selbstverständlich in eine vertraute Kerbe schlägt, dabei aber mit technischem Anspruch und einem Herz für Wahnsinn schäumende neue Pfade begeht. In dieser Form dürfen sich LUGOSi gerne aus dem Pariser Umland herauswagen und auch heimische Bühnen beackern.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.11.2022
Erhältlich über: P.O.G.O. Records / Out Of Thunes Records
Facebook: www.facebook.com/LUGOSIrocks
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