rýr – Transient

| 19. Dezember 2022 | 0 Comments
rýr

(c) rýr

Die neuen Meister der Heavyness kommen aus Berlin. Vor knapp drei Jahren schlugen rýr mit „Left Fallow“ auf. Das rein instrumentale Powerhouse zwischen Doom und Post Metal war ein narrativer Volltreffer, dessen bedrückende wie treibende Atmosphäre die weiteren Entwicklungen des Jahres 2020 quasi vorwegnahm. Nun ist das Album danach gelandet und spielt mit bewährten Mustern. „Transient“ macht Druck über vertraute Kompromisslosigkeit.

Das eröffnende „Trajectory“ bringt alte und neue Muster wunderbar auf den Punkt. Sägende Doom-Wände, feinsinnig-klirrende Melodien zwischendurch und erdrückende Melancholie geben sich die Klinke in die Hand. rýr müssen ihre Stimme nicht erheben, dafür reicht die kompakte wie zerstörerisch-aufwühlende Instrumentierung. Speziell der ellenlange, in einer Art Limbo verharrende Mittelteil macht das auf eindrucksvolle, beklemmende Weise vor, zumindest bis der nächste krachende Mini-Absturz folgt.

Ähnlich beklemmend und faszinierend fallen auch die vier weiteren überlangen Songs aus. So strahlt der Titeltrack „Transient“ zuweilen klirrende, verstörende Kälte aus, auf die zentnerschwere Lasten folgen und förmlich erdrücken. Die schiere Wucht, mit der diese kurzen Episoden aus den Boxen fahren, weiß absolut zu faszinieren, schlägt in Windeseile den Bogen zum nächsten präzisen Dampfhammer. Hier kommt vor allem der Rhythmusabteilung eine entscheidende Rolle zu. Stoische und präzise Drums kollidieren mit einem vergleichsweise lebhaften Bass, der sich sukzessive vom soliden Fundament zum lebhaften Schlag in die Magengrube erhebt.

Trotz aller bleierner Schwere vergehen diese knapp 40 Minuten wie im Flug. rýr öffnen die Schleusen, führen in einen emotionalen Malstrom und spucken am Ende die mickrigen Überreste der seelischen Selbstzerfleischung aus. „Transient“ fehlt vielleicht das Aha-Momentum, der Überraschungseffekt des Vorgängers, aber das ist freilich Meckern auf hohem Niveau. Auch das zweite Album der Berliner Post-Doom-Meister ist ein bedrückendes wie erdrückendes Meisterstück geworden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 28.10.2022
Erhältlich über: Golden Antenna Records (Broken Silence)

Facebook: www.facebook.com/ryrpostmetal

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Category: Magazin, Reviews

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