Shaam Larein – Sticka En Kniv I Världen
Düstere Klänge aus dem hohen Norden an kalten Tagen – nicht zum ersten Mal arbeitet Svart mit dieser Erfolgsformel und fördert dabei neue Talente zutage. Shaam Larein aus Schweden machen es sich irgendwo zwischen Beastmilk und Messa gemütlich und stiften bittersüßes Unwohlsein. Die nach ihrer Sängerin benannte Band schätzt eingängige Beklemmung zwischen Post Punk, Dark und Gothic Rock sowie Doom Metal, Chelsea Wolfe zählt zu den prominenten Fans. Mit dem zweiten Album „Sticka En Kniv I Världen“ greift das Quintett nun nach der Krone der geschmackvollen Finsternis.
Der eröffnende Titelsong bemüht sich um möglichst unbequeme Töne und sorgt für Wunden, um dort verschrumpelte Finger reinzulegen. Schrubbende Schwerfälligkeit trifft auf ätherischen wie dominanten Gesang, gelegentlich an Siouxsie Sioux erinnernd. Rundherum stimmt die Band eine Art Trauermarsch an, dessen doomiges Fundament wiederholt von melodischen Einschüben erschüttert wird. Im abschließenden „Murderer“ führt der Basslauf zunächst auf eine lebhafte falsche Fährte. Die restliche Instrumentierung setzt gemächlich ein, im knappen Hauptteil explodieren die Schweden kurz und vehement, nur um den Blick im Anschluss wieder sofort nach innen zu richten.
Ellenlange Arrangements bieten sich für sorgsame Aufbauarbeit an und lassen viel Raum für die eigenwillige wie unterhaltsame Stimmung dieser Platte. Exakt das geschieht in „Murderer“, das konstant kalte Schauer über den Rücken laufen lässt. Larein gibt sich als eine Art Hohepriesterin, die Band lässt das Geschehen zusehends anschwellen, führt ein bewegendes Crescendo herbei. Im abschließenden „Massacre“ regiert hingegen die Dynamik, das stete Spiel mit Laut und Leise, mit bratender Schwere und geradezu sakraler Intimität. Das Ende klopft an und zündet mehrere Nebelkerzen.
Und so bleibt unterm Strich tatsächlich eine Wundertüte der Beklemmung, die ihre nihilstische Strahlkraft erst auf Raten zu entfalten weiß. Shaam Larein arbeiten mit vertrauten Referenzen, die sich vornehmlich auf düstere Töne aus den 80ern und frühen 90ern beziehen, lassen aber ebenso zu jeder Zeit ihren ureigenen Anstrich, ihre eigenwillige Interpretation durchschimmern. „Sticka En Kniv I Världen“ gestaltet sich im besten Sinne schräg und doch eingängig, lebt von einer fantastischen Sängerin und einem Händchen für wechselnde, wundersame Stimmungen. Dichte Atmosphäre, melodische Rohdiamanten – das zweite Album der Schweden wird zum süffigen Leckerbissen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 09.12.2022
Erhältlich über: Svart Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/shaamlarein
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