Sweet Cobra – Threes
Vorhersehbarkeit war noch nie die Sache von Sweet Cobra. Zwar war das US-Trio ursprünglich in Metal- und Hardcore-Gefilden zuhause, blickte aber immer schon über den Tellerrand, wie sie 2015 auf „Earth“ eindrucksvoll bewiesen. Seither sind über sieben Jahre vergangen, die Welt drehte sich weiter und auch die Musik der Band entwickelte sich. Von Stoner, Sludge und Alternative blieb wenig übrig, stattdessen mischt das rockige Post-Präfix nun fleißig mit. Mit „Threes“ bricht eine neue, ähnlich spannende Zeitrechnung an.
Das wunderbar schwerfällige und doch gemächliche „Cave“ bringt die neue Eigenwilligkeit prima auf dem Punkt. Fünf Minuten lang schweben Sweet Cobra auf einer nicht näher benannten Wolke, die von mystischer Stimmung, von unbequemen Art-Untertönen, aber auch von einem knackigen Desert-Riff lebt. Letzte Überreste früherer Stoner-Sludge-Tage schimmern durch, landen nun aber in einem deutlich progressiv-kunstvolleren Umfeld. Auch „Coats“, der störrische Opener, lässt gewisse Querverweise an frühere Tage zu, versucht aber zugleich jedwede Geradlinigkeit mit Noise-Untertönen zu zerlegen. Ein ungemütlicher und zugleich spannender Ritt ist das Ergebnis.
In „Soft 11“ scheint tatsächlich ein lupenreines Stoner-Riff an die Oberfläche zu schwimmen, doch verwaschen und verwischen Sweet Cobra entsprechende Spuren mit wachsender Begeisterung. Ein Hauch Post Punk mischt nicht zum letzten Mal mit; auch in „Escaped Goat“ breitet sich nervöse Energie aus, vielleicht am deutlichsten auf dieser Platte. Gerade der hibbelige Bass, das wiederholte Aufbrechen des Arrangements sowie die singende Gitarre passen wunderbar dazu. Dass das anschließende – und abschließende – „Fable“ die Instrumentierung auf ein Minimum reduziert und federnd leicht meditiert, passt irgendwie ins Bild.
Ungewohnt und richtig gut, so zeigt sich dieses Album-Comeback. Dass Sweet Cobra immer schon einen großen Drang zu Experimenten hatten, machte ihr Sound in der Vergangenheit deutlich. Der Bruch auf „Threes“ kommt in dieser Deutlichkeit dennoch etwas unerwartet und so dauert es kurz, bis man sich in diesem neuen Umfeld zurechtfindet. Das macht aber nichts, denn das kunstvolle, experimentelle und doch eingängige Ergebnis spricht absolut für sich – eine versteckte Perle, die sich mit Sicherheit mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 11.11.2022
Erhältlich über: Pax Aeternum / Hawthorne Street Records
Facebook: www.facebook.com/sweetcobra
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