Ahab – The Coral Tombs

| 12. Januar 2023 | 0 Comments
Ahab

(c) Stefan Heilemann

Auch wenn es in Doom-Gefilden gerne mal etwas gemächlicher vor sich geht, fühlte sich die Wartezeit auf neues Material von Ahab doch recht zäh an. Fast siebeneinhalb Jahre sind seit ihrem letzten regulären Studioalbum vergangen, auch wenn die Meister der nautischen Schwere in dieser Zeit alles andere als untätig gewesen waren. „The Coral Tombs“ widmet sich Jules Vernes Klassiker „20.000 Meilen unter dem Meer“ und wagt zugleich musikalisch deutlich mehr.

„Prof. Arronax‘ Descent Into The Vast Oceans“ trägt nicht nur einen fantastischen Titel, die Urgewalt mit Blastbeats ist man so von den Doomstern nicht gewohnt. Chris Noir von Ultha mischt mit – das ergibt schwarzmetallischen Sinn – und drückt den entstellten ersten Minuten seinen Stempel auf. Dahinter wartet gewohnt melodischer, elegischer Doom, der unter die Haut geht, der unter den Fingernägeln brennt, der das Seelenleben durcheinanderwirbelt. Auch der Rausschmeißer „The Mælstrom“ holt sich Prominenz ins (Untersee-)Boot, nämlich Greg Chandler von den Extreme-Doom-Urgesteinen Esoteric. Die zunehmende Verfinsterung des bleiernen Exkurses, von Growls und Höllenqualen gekonnt unterstrichen, lässt das innere und äußere Gleichgewicht endgültig aus den Fugen geraten.

Es braucht aber eigentlich keine Gäste, wie beispielsweise der Quasi-Titeltrack „A Coral Tomb“ zeigt. Zwar dauert es eine ganze Weile, bis Ahab in den Song hineingefunden haben, die puristisch-minimalistische Funeral-Stimmung ist jedoch großartig und wird bestenfalls noch von „The Sea As A Desert“ in den Schatten gestellt. Ranzige, guttrale Growls unterstreichen die Intensität der beinahe Sludge-artigen Bestandaufnahme, in der zweite Hälfte nimmt der Klargesang geradezu spirituelle Formen an. Eigentlich passiert hier vergleichsweise wenig, was aber auch absolut in Ordnung ist – in der ominösen, verteufelten Ruhe liegt die Kraft.

Zunächst überwältigend, dann spannend: Ahab brauchen ein wenig, um sich erneut zu ordnen, um wieder in die sprichwörtliche Spur zu finden – der drückende Opener eskaliert zunächst, bevor sich die Wogen glätten. So überfordert „The Coral Tombs“ erst einmal in bestem Sinne, sortiert sich später und lullt schließlich ein. Nach der ausgedehnten Studiopause tobt sich das Quartett gemächlich aus, findet frische Ansätze und unterstreicht zugleich alte Klasse. Der nautische Wahnsinn entfaltet sein volles beklemmendes Potenzial auf Raten und lässt nicht mehr los – eine immersive, fordernde, stets lohnenswerte und immer wieder begeisternde Erfahrung.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 13.01.2023
Erhältlich über: Napalm Records (Universal Music)

Website: ahab-doom.de
Facebook: www.facebook.com/AhabDoom

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Category: Magazin, Reviews

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