jeffk – TAR
Post Rock ist für jeffk ein scharfes und scharfkantiges Genre. Das Trio aus Leipzig erweitert seinen rein instrumentalen Sound gerne mal um metallische und synthetische Elemente, begleitet von konzentriertem Storytelling, ohne je das Wort zu erheben. Das gilt auch für ihr zweites Album „TAR“. Hier setzen sie sich mit dem menschlichen Hang zu Betonlandschaften auseinander, die Naturparadise verhüllen, nach einer anderen Art von Perfektion streben und diese doch nie auch nur annähernd erreichen können.
Achteinhalb Minuten zur Eröffnung: Für Kompromisse haben jeffk keine Zeit und lassen „Fingers“ stattdessen ominös losblubbern. Schnell setzen brutale Dissonanzen ein, wie Jambinai ohne Folklore, und finden sich in einem wahren Wechselbad der Gefühle wieder. Die Art und Weise, wie das Trio mit Ebbe und Flut spielt, kommt gut. Zudem verlässt man sich zu keiner Zeit auf generische, vorgefertige Strukturen und lässt den Track stattdessen kommen. Hier steckt eine Fülle an Ideen drinnen, die andere Bands nicht mal auf einem ganzen Album ausbreiten können – bratende Heavyness, verquere Distortion, kristallklare bis frostige Melodien, angedeutete Tanzbarkeit, sogar ein Hauch Math.
„Idle Eyes“ ist ein weiterer Gigant im besten Sinne. Die Einstiegshürde fällt etwas niedriger aus, ohne den Exkurs dadurch zu verwässern. Hier lassen jeffk das Arrangement zu sich kommen. Jam-artiger Charakter bietet dem Aufbau viel Freiraum, lässt geradezu epische Spannungsbögen zu. Es brodelt in jeder Sekunde, der nächste Höllenritt scheint nur eine Frage der Zeit. Hingegen bemüht „Swarm“ zunächst klare Gitarren und jazzig angehauchte, fast schon tanzbare Rhythmen, bevor die unvermeidliche Distortion einsetzt. Gefühlt packen jeffk minutenlang Schicht über Schicht, nur um den ausgedehnten Abgang auf das Wesentliche herunterzubrechen – kompakt und doch so energisch.
Selbst im Post-Rock-Feld sticht der Ansatz der drei Leipziger im besten Sinne heraus. jeffk versuchen vorhersehbare Formeln möglichst großräumig zu umfahren und bemühen Komplexität durch wechselnde Stimmungen und Tempo. „TAR“ haftet ein gewisser Jam-Charakter an, womit man dem epischen, cleveren Songwriting allerdings nicht gerecht wird. Gelegentlich der Überforderung nah, bemüht das Trio Anspruch, instrumentale Kunst und stete Herausforderung als metallisch angehauchtes Konzept des faszinierenden Wahnsinns. Was für ein wilder, spannender Trip.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.01.2023
Erhältlich über: Golden Antenna Records
Facebook: www.facebook.com/this.is.jeffk
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