Entheos – Time Will Take Us All

| 28. Februar 2023 | 0 Comments
Entheos

(c) Daniel Alvarado

Fünfeinhalb Jahre sind eine halbe Ewigkeit. Entheos ließen ordentlich Zeit seit „Dark Future“ vergehen, untätig waren sie aber keinesfalls. 2020 war das Line-up auf ein Kernduo geschmolzen. Chaney Crabb kümmerte sich um die Vocals, Multi-Instrumentalist Navene Koperweise spielte unter anderem Gitarren und Drums ein. Neben den Wirren der letzten Jahre verzögert ein Scooter-Unfall Crabbs just zu Beginn des Vocal-Trackings die Aufnahmen weiter. Zugleich nützte man diesen personellen Quasi-Neuanfang, um musikalisch einiges umzustellen. „Time Will Take Us All“ lässt Synthies und Elektronik hinter sich, rückt die Gitarren weiter in den Fokus und lässt sogar Klargesang zu.

Dass hier ein frischer Wind weht, unterstreicht bereits das eröffnende „Absolute Zero“. Fieses Donnergrollen, technisch versiertes Riffing und Crabbs giftige Vocals fahren durch Mark und Bein. Der Progressive-Death-Sound kommt so noch eine Spur ruppiger und sperriger rüber, öffnet sich zwischendurch aber auch für melodische Momente, während das Griffbrett zerlegt wird. Teils recht unterschiedliche Parts harmonieren erstaunlich gut miteinander. Im anschließenden „In Purgatory“ schimmern nicht zum letzten Mal feinsinnige Jazz-Vibes durch. Wie sich der Track aus einem zwischenzeitlich ruhigen Auge des Sturms für den verkopften, düsteren Abgang erhebt, macht Laune.

„The Sinking Sun“ ist bestimmt das Meisterstück, denn hier gelingt es Entheos, mehr als sieben Minuten lang die Spannung zu halten. Auch hier stecken gefühlt zig Songs in einem Arrangement, wobei erneut das Finale für Hochspannung sorgt. Melodische, entfremdete Gitarren und etwas Klargesang geben sich fast schon eingängig. Hingegen hat „I Am The Void“ stellenweise das Zeug zur Death-Metal-Hymne. Nach dem schmeichelnden Auftakt mit Crabbs butterweicher Singstimme bäumt sich ein dickes, mächtiges Groove-Monster auf, das die anspruchsvolle Seite von Revocation vermissen lässt. Der vergleichsweise kurze, knackige Rausschmeißer „Time Will Take Us All“ verläuft sich im Dickicht und schlägt dabei um sich – ein auf andere Weise reizvolles Stück Musik.

Entheos ziehen andere Seiten bzw. Saiten auf und landen damit einen vollen Erfolg. Obwohl sie nach wie vor gefühlt zig Ideen in einen Song pressen, wirkt diese stilistische, musikalische Pluralität deutlich stimmiger und unterhaltsamer. „Time Will Take Us All“ profitiert vom gitarrenlastigeren Ansatz, vom Ignorieren jeglicher Scheuklappen und von einer gigantischen Performance von Chaney Crabb, die mehr denn je aus ihren ohnehin mächtigen Stimmbändern herausholt. In dieser Form gibt an Entheos kein Vorbeikommen, und das ist mehr als in Ordnung.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.03.2023
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/entheosband

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Category: Magazin, Reviews

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