Merlock – Onward Strides Colossus
Abermals machen sich Merlock die Untiefen der erschlagenden Schwere zu eigen, bloß etwas ausführlicher. Nach zwei in Eigenriege erschienenen EPs bemüht das Trio aus Spokane, Washington das Albumformat. Musikalisch bleibt man in betont erdrückenden, geschmackvoll schwerfälligen Gefilden zuhause – Sludge, Doom, Stoner und Psychedelic, um die wichtigsten Zutaten zu nennen. „Onward Strives Colossus“ klingt zu weiten Teilen exakt so, wie es der Albumtitel vermuten lässt.
Wiederholt reitet die eierlegende Wollmilchsau durch, beispielsweise im vergleichsweise kurzen „Behold! The Sword Of Lock“. Das US-Trio fällt mir der Sludge-Tür ins Haus, bemüht bratende Brutalität, bevor man sich in ellenlangen Instrumental-Passagen, etwas Psych und feinen Gitarrenspielereien verliert. Große Überraschungen mag das nicht bereithalten, geht dafür aber binnen kürzester Zeit ins Ohr. Der leidende Gesang im letzten Drittel passt perfekt ins Bild. Im kompakten „Somniloquy“ kommt hingegen das Faible für Doom durch, bloß vergleichsweise kurz und knapp dargeboten. Es dauert eine ganze Weile, bis sich der Track aus dem Dickicht erhebt, brennt sich dafür binnen Sekunden ein.
Was Merlock aber fast noch besser beherrschen, sind die schier endlosen Jams auf vertrauten Motiven. Gerade der abschließende Titelsong macht seine Sache richtig gut, wenn sich nach minutenlangen Effekten und Distortionübungen zäher Sludge hervortut und das Arrangement langsam, aber sicher losrollen lässt. Das Trio arbeitet sich gefühlt durch mehrere Akte, wobei vor allem das basslastige Grollen sowie das ellenlange, komplett entstellte Solo positiv hervorragen. Das durchgeknallte, wütende, geradezu schäumende „Sunnbarren“ trägt derlei Entwürfe in Richtung komplette Eskalation und leidet dabei schön.
Stete Unvorhersehbarkeit und unnachgiebige Attacken am laufenden Psych-Band machen „Onward Strives Colossus“ zur Materialschlacht. Merlock drängen immer wieder, immer weiter nach vorne und langen kräftig zu, bevor sie sich in endlosen Jams verlieren. Die Extreme werden zudem kräftig übersteuert und sorgen für tatsächlich willkommene Kopfschmerzen. An der Dauerschleife des Wahnsinns entsteht ein spannender Wutbrocken – Sludge für Fortgeschrittene, dessen Husarenritte sich selbst in größter Anstrengung immer lohnen. Ja, man muss sich diesen Einstand auf Albumlänge erst erarbeiten, doch spricht das Ergebnis absolut für sich.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 24.02.2023
Erhältlich über: Wandering Reliq
Website: www.merlocklives.com
Facebook: www.facebook.com/Merlocklives
Letzte Kommentare