Naut – Hunt

| 20. Februar 2023 | 0 Comments
Naut

(c) Vivien Varga

Als Naut vor einigen Jahren ihren Schlagzeuger verloren, stiegen sie einfach auf einen Drum-Computer um. Was vielerorts bestimmt verpönt wäre, funktioniert für das Quartett aus Bristol aber wunderbar. Hier wird Post Punk der besonders finsteren, desolaten Art zelebriert, so wuchtig und beklemmend wie menschenmöglich. Nach mehreren Kleinformaten unterschrieb man bei Season Of Mist, wo nun der Erstling „Hunt“ landet.

Mit dem eröffnenden „Dissent“ geht es sogleich in die richtige Richtung. Naut schaffen es, gleichzeitig unterkühlt und lebhaft zu klingen. Während der Grundstock deprimierende Düsternis propagiert, sorgen die Synthis für Auflockerung, kollidieren unterhaltsam mit den Gitarren. Zudem gibt Gavin Laubscher den finsteren Hohepriester des Post Punk, der mit dramatischen Gesten große Wirkung erzielt. Das gelingt auch in „All The Days“, wo sich die Hauptmelodie schnell ins Kleinhirn einbrennt, ohne auf die Nerven zu gehen. Endlose Schleifen, raue Kanten und sogar ein wenig Dark- bzw. Gothic-Rock-Charme im Abgang sorgen für Unterhaltung.

Woher die Inspiration stammt, wird schnell deutlich, wiewohl sich die Briten vom 80s-Post-Punk-Schema-F möglichst zu distanzieren versuchen. Natürlich wecken die schrammelnden Gitarren vertraute Erinnerungen, werden aber gerne als eines von vielen Instrumenten in die Einzelteile zerlegt und umgedeutet. Exakt das passiert im überlangen „8 In 3“, wo knapp sieben Minuten in verwinkelte, komplexe Gefilde führen. Gerade die zweite Hälfte widmet sich nahezu katastrophaler Düsternis und desolaten Klanglandschaften. Das macht ebenso Laune wie „Nightfall“, dessen singende Saiten durchaus Wave-Charakter besitzen, während Laubscher die Stimme erhebt und mit eingängigen Drohgebärden brilliert.

Eine neue Post-Punk-Band, die vertraute Mittel geschickt umdeutet: Was sich durchaus vertraut liest, funktioniert bei Naut wunderbar. Vergleichsweise einfache Ideen werden zunehmend verfremdet und mit eigenwilliger Beklemmung gewürzt, und exakt das sorgt für hohe Unterhaltung. „Hunt“ bringt dem düsteren Genre eine weitere Facette bei, die gerne mal in Dark- und Gothic-Gefilde schielt, zugleich den 80s im besten Sinne treu bleibt. Zwischen den Stühlen fühlt sich das britische Quartett hörbar wohl und liefert ein ansprechendes Debüt zwischen Mini-Hits und spektakulären Klanglandschaft ab; mit Sicherheit ein großes Versprechen für die Zukunft.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.02.2023
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/NAUTUK

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Category: Magazin, Reviews

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