Witch Ripper – The Flight After The Fall

| 27. Februar 2023 | 0 Comments
Witch Ripper

(c) Jake Chaplin

Als Witch Ripper vor viereinhalb Jahren ein erstes Album veröffentlichten, waren sie noch als Trio unterwegs, hatten sich frisch in Seattle niedergelassen und suchten nach der idealen Balance für ihren aus Sludge, Stoner und Hardcore bestehenden Sound. Mittlerweile wurde mit Chad Fox ein zweiter Gitarrist und Sänger willkommen geheißen, zugleich der Sound deutlich erweitert und mit Magnetic Eye ein neues Label gefunden. „The Flight After The Fall“ ist ein Konzeptwerk mit Sci-Fi-Storytelling, das sich musikalisch vermehrt in proggige bis hymnische Gefilde vorwagt. Das tut dem US-Quartett richtig gut.

Diese Evolution weckt unter anderem Erinnerungen an Mastodon rund um „Crack The Syke“, als eine kräftige Häutung Tür und Tor für neue Großtaten öffnete. „Enter The Loop“ eröffnet die Platte furios und wahnwitizig. Stoner-Sludge macht weiterhin das Rückgrat der Herren aus Seattle aus, bloß kommt nun mehr Prog und Grandezza hinzu. Höllische Abfahrten, dicke Riffs und manische Gitarrenwände treffen auf ähnlich abgedrehte Vocals, die klaren Gesang neben bärbeißige Husarenritte reihen. Wiederholt durchziehen bombastische Blitze das Geschehen, wobei die Auflösung rund um die Sechs-Minuten-Marke schon mal an Queen erinnert. Das kommt überraschend, macht aber Laune.

Und Überraschungen hat diese Platte in Hülle und Fülle zu bieten. Stoische Drumrolls leiten „Madness And Ritual Solitude“ ein, dann beginnt die Abfahrt in heisere, beißende Stoner-Sludge-Untiefen. Die Hölle auf Erden ist nah, infernale Aggression trifft auf seltene Lichtmomente. Gerade die nervöse Energie dieses drückenden und doch selten rasenden Bastards geht an die Substanz. Im Vergleich zum Rausschmeißer ist das aber harmlos: „Everlasting In Retrograde Pts I & II“ nimmt nicht nur knapp 17 Minuten in Beschlag, es erweitert den Sound von Witch Ripper gekonnt. Intensive Wut, ansprechende Prog-Fanfaren, Stadion-Hymnen und reduzierte Instrumentalmagie torpedieren jegliches Schubladendenken und spielen die volle Musikalität der Band aus.

Klar, ab und an hätten es auch ein paar kompaktere Arrangements getan – die vier Tracks vor dem XXL-Finale nehmen jeweils gut sieben Minuten in Anspruch – doch ist das letztlich ein Zeichen für die neue Spielfreude von Witch Ripper. „The Flight After The Fall“ will sehr viel und erreicht auch nahezu alles, was man sich vornimmt. Stoner-Sludge bleibt weiterhin die Hauptzutat, dominiert allerdings längst nicht mehr alleine das Geschehen. Das US-Quartett hat einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht und in dieser bestechenden Form definitiv das Zeug zum ganz großen Wurf. Das kann nur eine Frage der Zeit sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.03.2023
Erhältlich über: Magnetic Eye Records / Prophecy Productions (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/Witchripper

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Category: Magazin, Reviews

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