WuW – L’Orchaostre
Auf der Suche nach Hoffnung in post-apokalyptischer Ödnis verlauft sich eine Gruppe junger Menschen in brütend heißer Wildnis und philosophiert über die eigene Rolle im Untergang allen Seins. Diese markige wie pointierte Story begleitet das dritte Album von WuW um die Brüder Benjamin und Guillaume Colin, die ihre klassische Musikausbildung gen Doom-, Sludge- und Drone-Kargland tragen. Auch „L’Orchaostre“ kommt komplett ohne Gesang aus und hat doch mehr als genug zu sagen.
Die fünf durchnummerierten Symphonien der resignierenden Zerstörung wagen sich tiefer und tiefer in hoffnungslose Landschaften vor und erkennen das eigene Scheitern. „Orchaostre 1“ nimmt in seinen knapp zehn Minuten zuweilen manische Strukturen an, die Doom und Sludge in Richtung Drone tragen, während der instrumentale Post-Ansatz mit krautig angehauchten Loops überrascht. Elektronisch-synthetisches Sperrfeuer torpediert die zermürbende Anti-Apokalypse, wobei die Gitarre gen Halbzeit fast schon singende, melodische Qualitäten annimmt. Dass das Geschehen zusehend von Noise und vernichtender Katharsis zerstückelt wird, passt ins Bild.
Am anderen Ende dieser Platte wartet das laute, launische, fast schon rebellische „Orchaostre 5“. Mit seinen bittersüßen Untertönen strebt es nach einer existenziellen Ebene, die als verloren gelten muss, und ergibt sich – langsam, aber viel zu sicher – dem Unvermeidbaren des Handlungsstrangs. Auch „Orchaostre 3“ bemüht ein knackiges Riff, dekonstruiert dieses bloß mit wachsender Begeisterung. Ohrenbetäubende Gemächlichkeit drückt aufs Gemüt, der sich ins Rampenlicht drängende Drone-Charakter zerrüttet das innere Gleichgewicht endgültig. Alles ist vorbei, nichts ist eitel.
Die Unausweichlichkeit der Konsequenzen des eigenen Schaffens kleidet ein musikalisches Wechselbad der Gefühle aus. In knapp 42 Minuten wagen sich WuW weiter denn je ins Storyboarding vor und finden einen spannenden Ansatz für den Umgang mit dem schier unvermeidbaren Untergang jeglicher Existenz. „L’Orchaostre“ heißt die Endgültigkeit willkommen, lässt Hoffnung aufkeimen und erstickt diese letztlich mit Gusto – ein beklemmendes Happening, dessen faszinierender Aura man sich kaum entziehen kann, geschweige denn will.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 03.02.2023
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/WuWband
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