Haken – Fauna

| 2. März 2023 | 0 Comments
Haken

(c) Max Taylor Grant

Nur wenige Bands können Haken aktuell das Prog-Wasser reichen. Das britische Sextett versteht es erstaunlich gut, die alte und neue Genre-Schule zu verbinden – siehe und höre „Virus“, das im Sommer 2020 für verdiente Furore sorgte. Für den Nachfolger entschied man sich für enge konzeptuelle Verbindungen – jedem Song ist ein Tier zugewiesen – und noch mehr Abenteuerlust. Entsprechend bemüht „Fauna“ sämtliche Prog-Extreme von klassischen, atmosphärischen Stücken über elektronische Einflüsse bis hin zu moderner, frontaler Komplexität.

Wie nahe diese Extreme zusammenliegen, zeigt das abschließende „Eyes Of Ebony“, wo schwebende bis epische Klangbögen auf Math Rock treffen. Polyrhythmik und derbe Breitseiten kollidieren mit meditativer, introvertierter Melodik – achteinhalb Minuten für große Gedankensprünge. Hingegen fällt „Lovebite“ mit unter vier Minuten kurz und kompakt aus, bemüht etwas Humor und paart verwaschene Singalongs und Old-School-Soli mit modernster Vertracktheit. Zwischen Pop und Druck ergeben sich spannende Widersprüche, die von einem alles umarmenden, hymnischen Refrain gekonnt aufgelöst werden.

Ein weiteres spannendes Machwerk ist „Nightingale“, das gefühlt die Tonleiter rauf- und runterrodelt. Von nahezu jazzigen Tönen bis hin zur dicken, nahezu metallischen Gitarre und einzelnen Screams packen Haken mehrere Prog-Dekaden in einen einzigen Song. Das kann schon mal überfordern, was beispielsweise in „Elephants Never Forget“ geschieht. Diese elf Minuten verlangen mehrere Durchläufe angesichts wiederholter Häutung. King Crimson und Dream Theater mischen fröhlich mit, während der Mittelteil sogar etwas Crossover-Potenzial offenbart. Sollte das zu viel sein, dann ist das eröffnende „Taurus“ in seinem steten Spannungsverhältnis zwischen Sein und Schein die richtige Wahl.

Vielleicht sind diese 62 Minuten tatsächlich zu viel des Guten, wenngleich man sich auf etatmäßig hohem Niveau beschwert. Haken wagen sich weiter hinaus denn je, gehen ein paar Schritte zurück und pflügen doch forsch voran in Richtung Zukunft. Eine etwas klarere Linie hätte „Fauna“ nicht geschadet, wenngleich der konzeptuelle Überbau absolut zu unterhalten weiß, von hochspannenden Tracks und Passagen ganz zu schweigen. Es braucht Geduld, um jedes noch so kleine Detail in aller Ruhe auszuloten, doch lohnt es sich abermals. Der durchschlagende Drive des Vorgängers fehlt etwas, doch pendeln sich die Briten auf starkem Niveau ein – Prog für Herz und Seele, wenn man so möchte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.03.2023
Erhältlich über: Inside Out Music (Sony Music)

Website: hakenmusic.com
Facebook: www.facebook.com/HakenOfficial

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Category: Magazin, Reviews

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