Rotten Sound – Apocalypse
Geduld ist eine Tugend, und Fans von Rotten Sound mussten davon zuletzt einiges mitbringen. Das letzte Studioalbum der finnischen Grind-Veteranen hat tatsächlich bereits sieben Jahre auf dem Buckel, doch hätte es eigentlich nicht so lange dauern sollen. Bereits 2019 begannen die Arbeiten, danach wurde es aus bekannten Gründen etwas schwieriger, wiewohl Keijo Niinimaa lyrische Inspiration im globalen Wahnsinn fand und seiner Kreativität freien Lauf ließ. „Apocalypse“ dauert zwar keine 21 Minuten, hat aber alles, was man sich von einer derben Grind-Platte wünscht.
„Pacify“ eröffnet das Album unheimlich furios, brutalst, in media res. Rotten Sound brauchen kein Intro, sondern klopfen alles windelweich in 42 rasanten Sekunden, die wohl kaum härter ausfallen könnten. Hier schließt „Equality“ an, treibt das Geschehen vor sich her, bevor die Gitarre erneut aufheult und mit „Sharing“ einen der längsten Songs (die Zwei-Minuten-Marke wird während dieser 18 Nackenschläge kein einziges Mal überschritten) einläutet. Nahezu schüchterne Groove-Passagen, das ach so zermürbende Midtempo, sägen sich durch die zweite Hälfte und errichten zentnerdicke Wände.
In dieser Gangart bewegt sich auch der Rest der Platte, wobei die etwas längeren Exkurse richtig schön schmerzen. So rührt „Denialist“ erst einmal Beton an, während Niinimaas Shouts durch Mark und Bein fahren. Die urplötzliche Explosion in der zweiten Hälfte kommt gut. „Empowered“ geht fast durchgehend nach vorne, wirkt giftig und angriffslustig. Die anklagende Präsentation macht Laune, ebenso die unfassbare Wut. Davon gibt es in den kurzen, knappen Sprints „True And False“ sowie „Nothingness“ mehr als genug – ideal für Rotten Sound, um sich selbst zu überschlagen.
Nach nunmehr drei Jahrzehnten weiß man, was man von den Finnen bekommt. Rotten Sound bleiben eine Grind-Institution, die über schier unfassbare Energiereserven verfügt. Niinimaa gibt sich präziser denn je, Gitarrist und Co-Gründungsmitglied Mika Aalto lässt die Saiten heulen, während der mittlerweile längstdienende Rotten Sound-Drummer Sami Latva souveräner denn je die Felle verdrischt. Das Studio-Debüt von Bassist David Kasipovic zeugt ebenfalls von Qualität, und so kommt auf „Apocalypse“ alles zusammen, was eine leckere Grind-Platte ausmacht. In dieser bestechenden Form kommt niemand an die Finnen heran.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 31.03.2023
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)
Website: www.rottensound.com
Facebook: www.facebook.com/RottenSoundOfficial
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