Sandrider – Enveletration
Lange Jahre war Seattle Nabel der Musikwelt und bringt immer noch spannende Bands hervor, denen man etwas Aufmerksamkeit schenken sollte. Sandrider sind schon relativ lange dabei und loten die Grenzen der Heavyness mit wachsender Begeisterung aus. Ihre Stoner-Riffs durchbrechen gerne mal ohnehin verwischte Grenzen ins Metallische und langen derbe zu. Für ihr nunmehr viertes Album „Enveletration“ haben sie sich mehr als viereinhalb Jahre Zeit gelassen, was sich allerdings mehr als gelohnt hat.
Dass das US-Trio eine gewisse Schwäche für die Sci-Fi-Dystopie „Dune“ hat, sollte nichts Neues sein – das verrät alleine schon der Bandname. „Alia“ fügt sich als Opener ebenfalls nahtlos in diese wüste Welt ein. Der mit Abstand längste Song dieser Platte rollt gewaltig an und verklärt gerne mal die Grenze zwischen Stoner und Sludge. Brütende Heavyness, leicht angepunktes Tempo und heisere Vocals treiben den Track vor sich her, der sich in weiterer Folge etwas häutet. Gerade der schwerfällige und doch druckvoll anrollende Mittelteil kann alles. Später drosselt ein Gitarrensolo das Tempo noch weiter, bis das Ding langsam abebbt.
Ganz so schweißtreibend gibt sich ein „Proteus“ nicht, holt jedoch gekonnt das Maximum aus entsprechenden Stoner-Druckwellen heraus. Bedrohlich und manisch rollt der Song an, erinnert schon mal an Red Fang und nimmt – no na ned – ordentlich Grunge mit. Davon haben Sandrider selbstverständlich einiges im Gepäck, siehe und höre beispielsweise „Grouper“, das entsprechende bittere Süße nebst wütenden Druck stellt. Auch „Circles“ bemüht entsprechende Lässigkeit, nur um im nächsten Moment absolut durchgeknallt bis zerstörerisch ums Eck zu biegen. Ähnliches beherrscht „Ixian“, das Alice In Chains auf Punk spielt und zwischendurch um bärbeißige Heavyness erweitert.
Zwischen diesen seltsamen Stühlen fühlen sich Sandrider hörbar wohl und hauen einen Nackenschlag nach dem nächsten raus. Ja, „Enveletration“ fällt unfassbar mächtig und erdrückend aus, doch macht letztlich exakt das den Charme dieses kauzigen und mitreißenden Machwerks aus. Hinsichtlich Heavyness legen die Herren aus Seattle noch einen nach und gestalten die Stoner-Riffs brachial bis brütend, durch süffige Melodik und angenehm wirre Grunge-Doppelbödigkeit gekonnt aufgelockert. Was Sandrider anfassen, wird abermals zu Gold – auf dass man davon nun auch hierzulande endlich Wind bekommt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 03.03.2023
Erhältlich über: Satanik Royalty Records (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/sandriderseattle
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