Enforced – War Remains
Die überdimensionale Abrissbirne kreist wieder: Mit ihrem brachialen, von Crossover und Hardcore beeinflussten Thrash-Sound rennen Enforced offene Türen ein. Das vor zwei Jahren erschienene „Kill Grid“ war ein wütender Silberstreif am Horizont der seelischen Ermüdung und brachte das US-Quintett fortan auf verschiedenste (Festival-)Bühnen in Nordamerika und Europa. Auch auf ihrem mittlerweile dritten Album gehen die Herren aus Richmond, Virginia keinerlei Kompromisse ein. „War Remains“ setzt tatsächlich noch einen drauf und schöpft das Maximum an Aggression aus.
Zehn Songs in gut 33 Minuten sind auf Zerstörung aus und langen deftig zu. „Aggressive Menace“ eröffnet die Platte standesgemäß mit hohem Tempo und einem rasend schnellen Gitarrensolo. Das Tempo knallt in die Höhe, die Vocals wirken noch einen Tacken giftiger, sogar der angedeutete Groove in der Schlussminute geht an die Substanz. Im Titelsong „War Remains“ geht es sogar vergleichsweise gemächlich los. Enforced rühren Beton an und erdrücken mit schierer Wucht – ein gerne eingesetztes Stilmittel. Nach etwa einer Minute legt sich ein imaginärer Schalter um und der Nackenrotor kreist auf Hochtouren. Wütend peitscht sich das Quintett durch diesen Hassbrocken, nur um zum Ende hin wieder etwas Intensität rauszunehmen.
Das gesamte Album ist ein einziges Wechselbad der Thrash-Gefühle. Wie „Ultra-Violence“ förmlich aus den Startboxen explodiert, die Ellenbogen ausfährt und einfach nur überwältigt, macht richtig Laune. In „Hanged By My Hand“ geben sich Enforced etwas vielschichtiger. Die vermehrt Einzug haltenden Hardcore-Einflüsse verdichten das Geschehen, untermauern die manische Aura des Tracks, nur um im richtigen Moment komplett durch die Decke zu gehen. Auch „Empire“, der zunächst zäh anrollende Rausschmeißer, hat den Tiger im Tank. Das Spiel mit dem Tempo, mit plötzlichen Sprints und drückendem Blei, kommt gut.
Auf „War Remains“ erfinden Enforced das Thrash-Rad keinesfalls neu, sondern drehen einfach sämtliche Regler auf Elf und lassen so richtig vom Leder. Noch mehr Tempo und Wucht, stetig rasselnde Kessel, Schaum vorm Mund und rasiermesserscharfes Riffing geben sich die Klinke in die Hand. Die neue Platte des US-Quintetts macht alles flach, kennt kein Füllmaterial und bereitet stattdessen wohlige Schmerzen im Nackenbereich. Was für eine packende Energieleistung.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.04.2023
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/enforcedrva
Letzte Kommentare