Blindfolded And Led To The Woods – Rejecting Obliteration
Wenn alleine schon der Name ein Nackenschlag ist: Bei Blindfolded And Led To The Woods weiß man, was man bekommt. Zumindest glaubt man das, bis die Neuseeländer loslegen. Was vor allem in brutalen Extremen mit deutlicher Grind-Schlagseite begann, wurde im Laufe der Jahre spürbar komplexer und düsterer. Heute fühlt sich das Quintett in verschiedenen technisch versierten bis brachialen Death-Metal-Gefilden wohl, während eine konstante Aura der Finsternis zu erschlagen droht. „Rejecting Obliteration“ treibt diesen Ansatz vorerst auf die Spitze.
Das unheilvolle „Methlehem“ trägt nicht nur einen fantastischen Titel, sondern bringt das sperrige Auftreten der Neuseeländer wunderbar auf den Punkt. Hier lebt das Quintett seine technisch brutale Seite aus, die gerne mal mit Grind-Intensität flirtet, ohne den Sprung in komplett brachiale Abgründe zu wagen. Dennoch kommt die stete, unaufhaltsame Eskalation mit Blackened-Untertönen sehr gut und wird im Anschluss von „Hallucinative Terror“ weiter zerlegt. Der frontale In-your-face-Ansatz macht Laune, lässt zugleich kleinere Öffnungen für den feinsten Schimmer fauliger Hoffnung zu.
Eingängigkeit bleibt aus, dennoch darf es ab und an ruhigere Momente geben. Im ellenlangen Finale „Caustic Burns“ spinnen Blindfolded And Led To The Woods Spannungsfäden im XXL-Format, von zermürbender Finsternis geprägt und im emotionalen Kargland fischend. Schemenhafte Hoffnungsschimmer steuern dagegen. Auch in „Cicada“ hat die Beklemmung Hochsaison, äußert sich vor allem im instrumentalen Mittelteil, der die Katastrophe der menschlichen Existenz vorwegnimmt. Wenn im direkten Anschluss eine höllische Abfahrt das Gaspedal durchtritt und technische Versiertheit mit progessiver Kauzigkeit kreuzt, ist alles eitel.
Anstatt alles über den sprichwörtlichen Haufen zu werfen, setzen Blindfolded And Led To The Woods ihre wahnwitzige Evolution konzentriert fort. Urplötzliche derbe Eruptionen und ruppige Brutalität erinnern an die Anfangstage, von einem steten Gefühl des unweigerlichen Endes des Seins begleitet. Zudem bemüht „Rejecting Obliteration“ frische Spannungsbögen, Griffbretthexerei und instrumentalen Anspruch – eine andere Form der Extremität, welche den Neuseeländern gut bekommt. Der Mindfuck gelingt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.05.2023
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/balttw
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