Cattle Decapitation – Terrasite

| 10. Mai 2023 | 0 Comments
Cattle Decapitation

(c) Nick Van Vidler

Stillstand ist gewiss nicht die Sache von Cattle Decapitation. Mit „Death Atlas“ gelang Ende 2019 eine erfolgreiche Weiterentwicklung des gängigen Deathgrind-Sounds, der seither noch einen Tacken vertrackter und komplexer geworden ist. Widmete sich besagte Platte vornehmlich der Düsternis, so soll der Nachfolger den Horror des Tageslichts erkunden. „Terrasite“ wagt sich mehr denn je in den Wahnsinn des Seins vor und versucht zugleich musikalisch deutlich mehr – mit greifbarem Erfolg.

Wie weit das Quintett inzwischen gekommen ist, zeigt beispielsweise „Scourge Of The Offspring“. Der ausgedehnte Aufgalopp findet sich nur über Umwege und strahlt nach wie vor vertraute Gefahr mit ordentlich Brutalität im Abgang aus. Die viereinhalb Minuten durchleben mehrere Wendungen und Gedankensprünge, bis so etwas wie ein Hauptteil mit klaren, dennoch entstellten Vocals auftaucht – wie eine Antwort auf Borknagar, bloß komplett anders. In diesem ätherischen Widerspruch blühen die Kalifornier auf, nur um im Anschluss fast so etwas wie Groove zu servieren.

Stark gestaltet sich auch „A Photic Doom“, das zugleich traditioneller und fremder klingt. Cattle Decapitation tanken sich gefühlt durch zig Ideen und finden doch so etwas wie Struktur, die abschließend eine höllische Fassade mit geifernder Hoffnungslosigkeit entlädt. Einzig „Just Another Body“ steht drüber und schafft es tatsächlich, über die gesamten zehn Minuten so etwas wie Action zu bieten. Speziell die zweite Hälfte bringt die vielleicht eingängigsten Momente im bisherigen Schaffen ein, butterweich und progressiv als Antithese zur technischen Brechstange. Sollte das zu nett sein, rücken Tracks Marke „The Insignificants“ und „We Eat Our Young“ den Eindruck wieder gerade, wenngleich ebenfalls mit spannenden Details.

Logische Weiterentwicklung mit Ausrufezeichen: Cattle Decapitation öffnen ihren Sound seit geraumer Zeit, doch war das selten so deutlich wie hier. Eine gewisse Unberechenbarkeit gehört zu dieser Band, doch gerade die klaren Fanfaren und Prog-Death-Einflüsse heben „Terrasite“ auf ein anderes Niveau. Der Vorgänger hatte das durch die Hinzunahme eines zweiten Gitarristen bereits gekonnt angedeutet. Klar stößt das Freunden extremer Klänge etwas vor den Kopf, doch macht diese Evolution Laune – ein Batzen Chaos mit Struktur und stetem Streben nach Wachstum und Wahnsinn, der zugleich eine Zäsur für die Zukunft der Band darstellen könnte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 12.05.2023
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Website: www.cattledecapitation.com
Facebook: www.facebook.com/cattledecapitation

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Category: Magazin, Reviews

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