Kanaan – Downpour

| 1. Mai 2023 | 0 Comments
Kanaan

(c) Malene Økland

Nur wenige Bands sind im Psych- und Fuzz-Bereich aktuell so umtriebig wie Kanaan. Das norwegische Trio klopft in schöner Regelmäßigkeit schier endlose Trips und Klangreisen der rein instrumentalen Natur raus, mit kräftigen Stoner-Riffs und ordentlichen Space-Exkursen angereichert. Manche Ideen zu ihrem neuesten Streichen entstanden bereits während den Aufnahmen des Vorgängers „Earhtbound“ und wurden später verfeinert. „Downpour“ geht mehr denn je aus sich heraus und gibt sich zudem der Heavyness hin.

Mit seinen knapp viereinhalb Minuten ist der Opener „Black Time Fuzz“ so etwas wie der Radio-Track dieser Platte, macht zugleich seinem Namen alle Ehre. Der ominöse Auftakt dauert nur wenige Sekunden und macht sogleich Platz für eine druckvolle, dynamische Spielwiese, vermehrt von Fuzz und Distortion zerschossen. Wütende Drum-Rolls, pulsierender Basslauf sowie gen Untiefen gestimmte Gitarren kreuzen Stoner-Jams mit Free-Jazz. Dass das anschließende „Amazon“ mit der norwegischen Fusion-Jazz-Musikerin Hedvig Mollestad komplett durchdreht und zugleich mit dezenten Desert-Vibes punktet, passt ins Bild und überrascht doch. Wenn nach vier Minuten sämtliche Instrumentalisten kollidieren, ist alles eitel und kaputt.

Am anderen Ende des Albums landet der Zweiteiler „Solaris“, der zusammen eine Viertelstunde in Anspruch nimmt und viel Raum für die behutsamen Dinge im Leben vorfindet. Über weite Strecken drosseln Kanaan das Tempo ein wenig und bemühen stattdessen die narrativen Qualitäten der Gitarren. Speziell die Lead nimmt das Heft tatsächlich in die Hand, entführt in allerlei Winkel und Ecken, lässt sich treiben. Der ellenlange Psych-Space-Exkurs zu Beginn des zweiten Teils bemüht minimalistische Leisetreterei und Spannungsaufbau. Hier ist hörbar etwas im Busch, Nervosität macht sich breit. Und dann, am Höhepunkt, erfasst eine Druckwelle das Geschehen und führt mit schierer Wucht zurück zu den Anfängen.

In einer Endlosschleife reitet die eierlegende Wollmilchsau durch Nacht und Wind und sucht nach dem Ausdruck des vollkommenen Wahnsinns. „Downpour“ ist diesem sehr nahe, zumindest für spacige Fuzz-Gefilde. Kein einzigartiges Wort kommt den Norwegern über die Lippen, muss es aber auch nicht. Kanaan reizen gerade hinsichtlich Heavyness und Distortion das absolute Maximum aus, überdrehen komplett und fahren doch mit eindrucksvoller Wucht rein. Auch dieser faszinierende Höllenritt sitzt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 05.05.2023
Erhältlich über: Jansen Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/kanaanband

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Category: Magazin, Reviews

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