Unearth – The Wretched; The Ruinous
Ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung sind Unearth immer noch da, stärker denn je. Dabei waren die Vorzeichen zuletzt alles andere als gut, denn mit Gitarrist Ken Susi ging ein Gründungsmitglied nach längerer Auszeit von Bord, auch der langjährige Drummer Nick Pierce musste ersetzt werden. Während der pandemischen Auszeit nahm Buz McGrath das Songwriting-Heft in die Hand und führte das Quintett – Mike Justian kehrt nach 15 Jahren hinter die Schießbude zurück, Tour-Gitarrist Peter Layman ist nun komplett an Bord – zurück zu alter Härte. Mit „The Wretched; The Ruinous“ will man sich mehr denn je in klassisches Metalcore-Fahrwasser begeben.
Songs wie „Dawn Of The Militant“ gehen unfassbar fies nach vorne und erinnern an die Anfänge der Band, als Metalcore tatsächlich noch eine Mischung aus Metal und Hardcore war, eng mit der ruppigen New Wave of American Heavy Metal verbunden. Trevor Phipps kotzt sich in gewohnter Manier aus, die Stakkato-Attacken schmerzen schön, der ranzige Groove samt zwischenzeitlichen Sprints und kleineren Effekten im Abgang erinnert an den Jahrtausendwechsel. Auch „Theaters Of War“ geht mit wachsender Begeisterung aus sich heraus und zerlegt alles, was sich gerade in den Weg stellt. Mehrere Druckwellen kollidieren mit großen Melodien, welche sich deutlich auf die nordischen Melodic-Death-Ursprünge des Genres zurückverfolgen lassen.
Zudem setzt es einiges an vertrautem Material, das so auch auf dem bärenstarken „Extinction(s)“ funktioniert hätte. So wirft „Mother Betrayal“ die Abrissbirne an, geht mit ungefilterter Wucht nach vorne und streut einen besonders derben Breakdown ein. Der eröffnende Titeltrack „The Wretched; The Ruinous“ führt in knapp viereinhalb Minuten durch das gesamte Schaffen von Unearth mit melodischen Elementen, mit frontaler Core-Energie, mit verkappter Eingängigkeit und beißender Härte. „Into The Abyss“ ruft die gesamte Musikalität des Quintetts ab, lässt sogar klassische Metal-Gitarren und ein paar klare Vocal-Zeilen durchschimmern – ein wunderbarer Querverweis auf die großen Metalcore-Veteranen.
Letztlich setzt es mehr von allem, und das funktioniert hervorragend. Unearth legen einen musikalischen Streifzug durch ihre lange Karriere hin, begleitet von neuen Feinheiten. So finden sich auf „The Wretched; The Ruinous“ die wohl härtesten Songs seit Jahren, aber eben auch eingängige bis hymnische Momente, von unvermeidlichen Breakdowns und rabiater Energie begleitet. Neues Line-up hin, Songwriting-Änderungen her: In dieser Form bleibt das US-Quintett unerreicht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 05.05.2023
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: unearthofficial.com
Facebook: www.facebook.com/unearthofficial
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