AVKRVST – The Approbation
In ihrer Jugend schworen sich die beiden Freunde und Musiker Martin Utby und Simon Bergseth, eines Tages eine Band zu gründen. Das ist mittlerweile 22 Jahre her und tatsächlich Realität geworden. AVKRVST verstehen sich auf die komplette Bandbreite progressiver Klänge und Extreme, bevorzugt auf Atmosphäre fokussiert. Das norwegische Sextett spielte seinen Einstand in einer kleinen Hütte ein, mitten im verregneten und kalten Herbst und Winter, begleitet von düsteren Texten und Themen. „The Approbation“ erweist sich als massives Statement-Werk, das man so eher von erfahrenen Prog-Meistern erwarten würde.
Die schiere Wucht der ersten Töne von „The Pale Moon“, von komplexer Rhythmik begleitet, lässt aufhorchen. Wer jetzt allerdings mit Djent-Extremen rechnet, dürfte bitter enttäuscht sein, denn schnell verkehren AVKRVST diesen Auftakt ins Gegenteil und bemühen möglichst warme, intensive Sounds, die eher an 60s- und 70s-Prog-Rock erinnern lassen. Nicht minder melodische, butterweiche Vocals gesellen sich dazu und rücken das Geschehen in Richtung Mew und Porcupine Tree. Obwohl schlussendlich doch noch beißende Wucht mit brutalen Growls Einzug hält, bleibt der meditative Gesamteindruck im Vordergrund und spricht zudem für die Versatilität der Nordlichter.
Auch „Isolation“ beginnt knüppelhart, nur um ein stetes Auf und Ab einzuleiten, von einem komplett durchgeknallten, leicht übersteuerten Soloteil gekonnt abgerundet. Ganz am Schluss wartet mit dem Titelsong die absolute Talentprobe, denn bei mehr als 13 Minuten Spielzeit kann einiges schief gehen. Stellenweise könnte man glauben, hier wären fünf oder sechs verschiedene Tracks zu einem großen Ganzen kombiniert worden. Sanftmütiger Atmosphären-Prog, derbe Nackenschläge, ausladende Saitenhexerei und hymnische Auflösungen fügen sich mehr oder minder nahtlos zusammen. Daran muss man sich freilich erst gewöhnen.
Gerne mal überladen bis übertrieben, aber stets spannend, so präsentiert sich dieser Erstling. AVKRVST haben hörbar viele Ideen gesammelt und wollen nun am liebsten alle auf einmal in diesen knapp 50 Minuten unterbringen. Was in den überlangen beiden Schlusssongs schon mal an die Grenzen des Machbaren geht, macht letztlich richtig Laune, wenn man sich bloß darauf einlässt. „The Approbation“ ist keine Platte, die man mal eben nebenher hören kann, sie verlangt volle Aufmerksamkeit und ergibt sich, gerade im collagenartigen XXL-Format, erst mit etwas Geduld. Allerdings lohnt sich jede Zeit, die man in diese unberechenbare Wohlfühl-Prog-Wundertüte steckt – eine Herausforderung, die nicht nur Retro-Fans unbedingt annehmen sollten.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 16.06.2023
Erhältlich über: Inside Out Music (Sony Music)
Website: www.avkrvst.com
Facebook: www.facebook.com/avkrvst
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