Hills Like White Lions – Meander
Vor drei Jahren landeten drei Amstettener einen komplex-metallischen Volltreffer: Mit ihrem selbstbetitelten Einstand rannten Hills Like White Lions offene Türen mit Anlauf ein. Post, Prog und andere geschmackvolle Extreme legten den Grundstein für angenehm anspruchsvolle Klanglandschaften. Darauf wird nun aufgebaut: „Meander“ ist eigentlich ein einziger, überlanger Song, auf sieben Kapitel aufgeteilt, und widmet sich elementaren Themenkreisen wie Wahrheit, Liebe und Egoismus.
Dass das Trio rein gar nichts an Strahlkraft eingebüßt hat, zeigt bereits das eröffnende „Coral“. Vorsichtig, behutsam tastet man sich in den Track hinein, lässt zarte Fäden zusammenlaufen, bevor monumentale Post-Prog-Katharsis an neue Ufer spült. Wie Hills Like White Lions diesen ersten emotionalen Höhepunkt minutenlang halten, ohne sich daran abzunutzen, weiß zu faszinieren. Das anschließende „Maelstrom“ macht es sogar noch etwas besser. Gerade der überraschende Post-Black-Metal-Einschub mitten im Album sorgt für nahezu ekstatische Begeisterung, nur um im direkten Anschluss erneut epische Schönheit in den Mittelpunkt zu rücken.
Auch „Cataract“, der fünfte Akt, will auf keinen Fall unerwähnt bleiben und lässt zugleich viel Freiraum für proggige Spielereien. So rasant und drückend die ersten Minuten samt euphorischer Auflösung auch ausfallen, dahinter wartet feinsinnige instrumentale Kunst, die gekonnt auf die nächste Abfahrt vorbereitet. Und dann ist da noch „Mondgrau“, das sich gerne mal überschlägt, das Raum für emotionales Kargland findet, das sich zittrig vorantastet und urplötzlich zu Tränen rührt. In diesen knapp neun Minuten entwickelt sich eine beeindruckende Eigendynamik, von dichten Melodieschichten und bewegenden Details durchzogen.
Was sich auf dem Vorgänger bereits abzeichnete, wird nun begeisternde Wirklichkeit: Hills Like White Lions steigern sich nochmals enorm und legen eine echte Blaupause für komplexe, emotionale Metalklänge vor. „Meander“ ist ein magisches Happening, das zudem ein echtes Kunststück vollbringt. Der XXL-Song funktioniert als Gesamtkunstwerk, doch können die einzelnen Akte auch prima und sinnig für sich stehen. Gepaart mit dem exzellenten Spiel mit Erwartungen und Gefühlen, mit anschwellenden Klangsphären und ruppigem Unterbau, entsteht etwas, das sich schon jetzt mit Fug und Recht als eines der besten Alben des Jahres bezeichnen lassen darf.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 02.06.2023
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/HillsLikeWhiteLionsMusic
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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