Yawning Man – Long Walk Of The Navajo
Ein heftiger Wüstensturm zog während einer Recording-Session von Yawning Man über das Land und hüllte die Szenerie des Joshua-Tree-Nationalparks in unwirkliche düstere, beklemmende Farben. Für das Transistor-Trio um Gary Arce, Bill Stinson und den zurückgekehrten Billy Cordell wurde diese eigentümliche Stimmung zur Inspiration für ihre Improvisationen und Songwriting-Sessions, die zwischen Oktober 2022 und Jänner 2023 drei überlange Tracks hervorbrachten. „Long Walk Of The Navajo“ stellt sich abermals in den Dienst der instrumentalen Desert-Kunst.
Das mit neun Minuten am Ende stehende „Blood Sand“ war sogar eine komplette Improvisation, im Moment entstanden und für die Nachwelt festgehalten. Wie sich Bass und Drums betont langsam vorantasten, nach ihrer inneren Mitte suchen und eine komplett entfremdete Gitarre über das Arrangement huschen lassen, fasziniert bereits. Ja, es wird mit der Zeit etwas lauter und kraftvoller, doch etabliert sich dieser leicht unwirkliche Desert-Psych-Vibe zugleich mit wachsender Begeisterung. Mehr und mehr entwickelt sich dieser Song zu einem verwegenen Sound-Sog, dem man einfach nicht wiederstehen kann.
Hingegen wurde „Long Walk Of The Navajo“ fast schon ausformuliert geschrieben und aufgenommen, was man dieser Viertelstunde allerdings nicht anmerkt. Das soll jedoch als Kompliment verstanden werden, denn die gekonnt inszenierte innere Ruhe dieser zurückgenommenen Monstrosität weiß absolut zu faszinieren. Streng genommen passiert hier nicht viel, doch kann man sich dem zurückgelehnten Vibe kaum entziehen. Einzig „Respiratory Pause“ bemüht etwas mehr Dynamik, die vor allem von den virtuosen Drums ausgeht. Leichte rhythmische Varianzen sowie eine sonnige, glockenhelle Gitarre schreiten dem Sonnenuntergang entgegen.
Alles wie immer und doch irgendwie anders: Yawning Man leben von Stimmungen und Atmosphäre, und das wird auf „Long Walk Of The Navajo“ erneut überdeutlich. Es passiert – rein technisch gesehen – relativ wenig, aber liegt gerade hier der Reiz. Minutiös genau geplante Intensivierungen und Sound-Verschiebungen verleihen der suchenden Lässigkeit erneut das gewisse Etwas. Der Transistor-Charme kommt einen Hauch stärker hervor als zuletzt, der häufig dominante Basslauf fährt durch Mark und Bein. Ein reduziertes Spiel mit den Erwartungen trägt durch unwirkliche Szenerie mit warmherziger Begeisterung – gerne geht man diesen langen Weg mit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 16.06.2023
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)
Website: yawningman.com
Facebook: www.facebook.com/yawningmanofficial
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