Besta – Terra Em Desapego

| 31. Juli 2023 | 0 Comments
Besta

(c) Besta

Erstens kommt es anders und zweites als man denkt: Auf ihrem ersten Lifeforce-Album „Eterno Rancor“ etablierten sich Besta als kompromisslose Grindcore-Abrissbirne mit portugiesischen Texten. Zwischenzeitlich erschien eine Cover-EP, die sich bewusst um eine Erweiterung des musikalischen Horizontes bemühte, und nun folgt der erneute, nahezu komplette Stilbruch. Kurze, brutale Eruptionen werden gegen ellenlange, gerne mal komplexe Death-Metal-Eskapaden mit obligatorischer Abrissbirne eingetauscht, wenn „Terra Em Desapego“ ein neues Kapitel aufschlägt.

Dass sich hier einiges verändert hat, zeigte bereits der erste Vorbote „Sector Parasita“. Nach wie vor hohes Tempo und spürbare Brutalität treffen auf komplexe Arrangierung. Deathgrind, leicht verschachtelter Death Metal und dezente Hardcore-Ansätze fahren im besten Sinne durch Mark und Bein, zerlegen und zersetzen mit wachsender Begeisterung. Paulo Rui klingt so heiser und so wütend wie eh und je, das neue musikalische Umfeld bekommt ihm gut. Einzig in „Transmissão Semântica“, ein ominös-apokalyptisches Instrumental, halten gewisse Längen Einzug. Der dramatische Abgang besitzt eine gewisse Wertigkeit, hätte jedoch keine fünfeinhalb Minuten benötigt.

Allerdings bleibt es bei diesem kleinen Durchhänger, denn rundherum spielen Besta ihre neue, alte Klasse aus. Ein „Veias Em Catarse“ erhält den nötigen Raum zur freien Entfaltung, etabliert sein Leitmotiv in aller Behäbigkeit, nur um urplötzlich einen Schalter umzulegen und alles zu zerlegen. Rasiermesserscharfe Gitarrensoli, beißender Groove und ein erneutes Durchstarten im Schlussakt wissen zu unterhalten. „A Colónia Dos Mentirosos“ lässt weitere infernal angehauchte Melodien Einzug halten, verleiht dem Geschehen einen fauligen und zugleich modernen Anstrich. Das Ende der Zeit ist nahe, speziell im explosiven Schlussakt.

Besta wagen viel und gewinnen. Klammert man den etwas anstrengenden Abgang aus, entpuppt sich das dritte Album der Portugiesen als voller Erfolg. Die Kurskorrektur auf „Terra Em Desapego“ mag überraschen, funktioniert aber prima. Anstatt weiterhin vertrauten Grind-Pfaden zu folgen, stellt man möglichst viel auf den Kopf. Mehr Death Metal, deutlich ausladendere Songstrukturen, dabei jedoch vertraute Themen und Brutalitäten: Besta wirken stellenweise wie eine andere Band, und genau dieser krasse Einschnitt entpuppt sich als voller Erfolg. Was für ein Dampfhammer.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.08.2023
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/bestagrind

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES