End Reign – The Way Of All Flesh Is Decay
Während des ersten Lockdowns durchlebte der langjährige Integrity-Gitarrist Domenic Romeo eine besonders kreative Phase. Er schrieb täglich einen Song und schickte ihn an Freunde, um eine Art persönliches Mixtape zu basteln. Einer dieser Tracks ging an Mike Score von All Out War. Das Ergebnis war so gut, dass Romeo mehr und mehr Nummern in seine Richtung schob, bis daraus eine Band entstand. Ergänzt durch Adam Jarvis (Pig Destroyer, Misery Index, Lock Up), Art Legere (ehem. Bloodlet) und Sebastian Phillips (Noisem, Exhumed), waren End Reign geboren. Der Erstling „The Way Of All Flesh Is Decay“ mutet wie ein Husarenritt durch besonders ranzige Hardcore- und Metal-Landschaften der 80er Jahre.
Etwas Rauschen, eine ominöse Stimme und eine faulige Gitarre sorgen für bedrohliche Stimmung. Nach einer Minute folgt der erneute Kaltstart: „Desolate Fog“ ist als Opener auf Zerstörung aus und macht das sofort deutlich. Score brüllt und keift in absoluter Bestform, die Instrumentierung zwischen metallisch-angepunktem Hardcore, Thrash und Crust wirkt hektisch, roh und ungeschliffen – im besten Sinne, wohlgemerkt, denn in Verbindung mit der omnipräsenten Düsternis entsteht eine echte Wutprobe. Das folgende „Chaos Masked As Order“ erhöht die Schlagzahl weiter, wirkt wie ein ungebremster Hieb in die Magengrube, nimmt sich ebenso Zeit für drückende Breakdowns.
In ähnlicher Manier setzt sich diese Platte fort, wobei „Serpent Messiah“ ein echter Groove-Leckerbissen geworden ist. Bedrohliche Gesten, zentnerdicker Beton, spürbarer Grant, gelegentliche Thrash-Eruptionen – es kann manchmal so einfach sein. Kürzere, direkte Episoden, wie das rohe „Chasing Divinity“ und das mit der Tür ins Haus fallende „Divine Abysmal End“ strahlen in jeder Sekunde Gefahr aus. Unheilvolle Wandlungen und Sprints aus dem Stand zerlegen alles. Selbst das große Finale „The Night Creeps Upon Me“ ist vor allem fies und zermürbend – Psychoterror bis zum bitteren Ende.
In der Tradition von Amebix, Slayer und Discharge tun sich charmant-schroffe Abgründe auf: End Reign finden ihren eigenen Weg in bestens bekannten Gefilden und fügen diesem ein frisches, betont ruppiges Kapitel hinzu. Was hier aus vermeintlicher Beschäftigungstherapie gezaubert wurde, weiß absolut zu unterhalten, zeigt sich räudig und kompromisslos, retro und zeitlos zugleich. „The Way Of All Flesh Is Decay“ macht seinem Namen alle Ehre und zerlegt alles mit wachsender Begeisterung. Was für ein Brett.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.07.2023
Erhältlich über: Relapse Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/theendreign
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