Metide – Erebos
Strukturen sind da, um aufgebrochen zu werden. So oder so ähnlich scheinen Metide ihren musikalischen Ansatz zu sehen. Das Quartett aus dem italienischen Bergamo hält herzlich und hörbar wenig von Vorhersehbarkeit, selbst für ein so breit gefächertes Genre wie Post Metal. Nach einer EP und einem Album wollen sie diesen herausfordernden wie faszinierenden Ansatz nun auf die Spitze treiben. „Erebos“ bemüht mythologische Dunkelheit als Metapher für die (kreative) Auseinandersetzung mit dem Unbekannten.
Ein Elfminüter wartet zum Auftakt und bietet unheilvolles Rauschen sowie ein infernales Gewirr an Stimmen: „Acheron“ scheint die Unterwelt mit offenen Armen zu begrüßen und benötigt fast zweieinhalb Minuten, um halbwegs in Fahrt zu kommen. Dann geht es jedoch schnell, wenn sich im doomigen Bereich dicke, maximal verzerrte Gitarrenwände nebst monolithischen Drums und aggressiven, heiseren Breach-Vocals aufbäumen. Der Untergang klopft an und hat seine helle Freude am Wahnsinn, von kleineren Zäsuren, nahezu psychedelischen Verschiebungen des Klang-Schwerpunkts und roher, dröhnender Katharsis begleitet.
Dabei war das für Metide-Verhältnisse fast schon konventionell, während Tracks wie „Erebos“ und „Cocytus“ mit Noise, mit Industrial und etwas Synthetik arbeiten. In diesen kürzeren Episoden regiert maximale Verfremdung, der Song wird bestenfalls zum Behelfsbegriff. Im wahnwitzigen „Styx“ halten zumindest vergleichbare Elemente Einzug und reichern den eigentlichen Sound an. Etwas klarere Vocals und erhabene Schwere wandeln sich nach und nach zu entstellten Wutproben, so donnernd wie fahrig, bevor irgendwann alles im Sumpf kollabiert und kapituliert.
Willkommen im Herz der Verstörung: Selbst für Post-Metal-Verhältnisse drehen Metide arg heftig an den Stellschrauben. Darauf muss man sich natürlich erst einmal einlassen können und wollen, doch lohnt sich das definitiv. Zwischen anspruchsvollen Experimenten und majestätischen Zerstörungsorgien liefert „Erebos“ einen frischen Ansatz, der Vertrautes mit wachsender Begeisterung zerlegt und neu zusammensetzt. Noisig, sperrig und brachial, aber auch irgendwie hymnisch und faszinierend: Die ominöse Energie der Italiener strahlt massig Faszination aus und will unbedingt erlebt werden.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.07.2023
Erhältlich über: Black Lion Records
Website: www.metideband.com
Facebook: www.facebook.com/metideband
https://www.youtube.com/watch?v=cna2Y6HBtmQ
https://www.youtube.com/watch?v=fJZbGQRwrss
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