Mutoid Man – Mutants
Stolze sechs Jahre nach „War Moans“ melden sich Mutoid Man endlich zurück. Untätig war das Trio um Stephen Brodsky (u. a. Cave In) und Ben Koller (u. a. Converge) aber keinesfalls. Man tourte fleißig, widmete sich diversen anderen Bands, musste einen Abgang am Bass verkraften und verlor sich zudem durch pandemische Distanzierung. Mittlerweile sind alle Barrieren ausgeräumt, zudem vervollständigt nun Jeff Matz (u. a. High On Fire) das Line-up. Auf „Mutants“ meldet sich die metallisch-chaotische Prominenz in vertrauter Bestform zurück.
Mit dem eröffnenden „Call Of The Void“ zeigt das neu aufgestellte Trio recht eindrucksvoll, dass es rein gar nichts verlernt hat. Im Gegenteil, die unfassbar kaputte Gitarre, das hohe Tempo mit Punk- und Core-Einschlag sowie ein Stephen Brodsky in Bestform stampfen einen hektischen, überdrehten Vierminütier mit hymnischem Refrain aus dem Boden, knüppelhart und eingängig zugleich. Im Vergleich dazu wirkt „Frozen Hearts“ erst einmal lieblich, doch taucht schnell der erhoffte und erwartete doppelte Boden auf. Koller zerlegt das Kit im Stile der Hauptband, ein wenig Math-Chaos schwingt neben Thrash-Elan und rockigem Wahnsinn mit. Das komplett durchgeknallte, entfremdete Solo rundet diesen Wellenbrecher ab.
Ähnlich kaputt zeigt sich „Siphon“, das in drei Minuten Geschwindigkeitsrekorde brechen will, chaotische Hardcore-Weisheiten mit überlebensgroßen Gesangsmelodien paart und zugleich von frischen High On Fire-Synergien profitiert, deren Bosheit mit Sludge-Untertönen perfekt in den Mix passen. Zu anstrengend? Dann schafft das abschließende „Setting Sun“ Abhilfe. Ja, auch hier drehen Mutoid Man zwischenzeitlich am Rad, bloß dosieren sie derlei Exkurse geschickt inmitten eines proggigen, versatilen Mini-Epos. Auch „Unborn“ mag es eine Spur ausladender und extensiver, stets dem kompletten Zusammenbruch nahe. Bratende Groove-Weisheiten, forsche Zwischensprints, sogar ein kleines Drumsolo finden irgendwie zusammen.
Selbstverständlich geht es bei Mutoid Man nach wie vor überaus chaotisch und explosiv zu – alles andere wäre ob der beteiligten Musiker eine Überraschung gewesen. Zugleich dürfte „Mutants“ ihre bislang beste Platte sein, bietet sie doch durchgehend hohe Qualität, frische Ideen und zudem die Intensität von Jeff Matz, der wie eine Art Missing Piece im Sound des US-Trios wirkt. Die lange Wartezeit hat sich gelohnt: Der nervöse Nackenschlag sanft feinsinnigen Melodien landet besser denn je.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.07.2023
Erhältlich über: Sargent House (Cargo Records)
Website: mutoidman.com
Facebook: www.facebook.com/mutoidman
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