Somnuri – Desiderium

| 21. Juli 2023 | 0 Comments
Somnuri

(c) Somnuri

Das hatte sich angedeutet: Somnuri konnten sich mit ihren ersten beiden Alben binnen kürzester Zeit als Stoner-Sludge-Geheimtipp etablieren. Das US-Trio zeigte sich in der Vergangenheit überaus vielseitig, voller kleiner und großer Überraschungen, stets für ein zerstörerisches Riff, einen kathartischen Wutausbruch und psychedelisch-proggige Seelensuche gut. Mit einer neuen Label-Heimat im Rücken geht der Drittling „Desiderium“ nun endgültig durch die Decke.

Sänger und Gitarrist Justin Sherrell ließ sich von einer Serie an Träumen inspirieren, in denen er unterschiedliche Leben und Realitäten erlebte, bis er Zeuge eines Selbstmordes wurde. Im Wachzustand folgte die Verarbeitung, und so eröffnet die Platte passenderweise mit „Death Is The Beginning“. Wo andere wohl Pathos und existenzielle Ängste walten lassen würden, bemühen Somnuri Derbes und Widerspenstiges. Fieser, kehliger, geradezu heiserer Sludge schält sich aus den Boxen und zerlegt alles. Anstatt weitere Extreme anzusteuern, folgt überraschende Melodik. Die Band aus Brooklyn hat ein Händchen für abgehangene Eingängigkeit mit Stoner- und Doom-Einschlag, leicht psychedelisch und zugleich sehr komplex. Eine fünfminütige Fanfare mit mehreren kleinen Eruptionen ist das Ergebnis.

Dieser Siegeszug setzt sich über die gesamte Albumlänge fort. Kurze, prägnante Episoden wie „Flesh & Blood“ schlagen um sich, zeigen sich derb und ungeschliffen, gehen dennoch ins Ohr. Nicht zum letzten Mal werden Erinnerungen an Mastodon wach, wenngleich Somnuri ihrem ganz eigenen Ansatz folgen. „Pale Eyes“ geht als Sprinter an die Substanz und auf die Barrikaden, scheint sich stellenweise zu überschlagen, nur um am Höhepunkt hymnische Intensität anzustimmen. Und dann wäre da noch „The Way Out“, das epische Finale. Nicht nur durch den Titel schließt sich die konzeptuelle Klammer, die Mischung aus kehliger Wut und einer der schönsten Melodien der gesamten Platte spannt den Bogen zum Opener. Es brodelt stetig und unaufhörlich, die Katastrophe ist unvermeidlich.

„Desiderium“ ist ein kleines Meisterwerk geworden, ein magisches wie magnetisches Album, das sämtliche Versprechen der beiden Vorgänger mehr als souverän einlöst. Ja, Somnuri spielen weiterhin Sludge, stellen diesen bloß deutlich breiter und vielfältiger auf. Deutlich mehr progressive und melodische Energie trifft auf schwer zu fassende Urgewalt, hymnisch und unberechenbar zugleich. Wohin die Reise geht, soll und darf ein Rätsel bleiben, doch begeistert der Weg immer. Somnuri haben eines der besten Alben des Jahres am Start, das lässt sich schon jetzt sagen.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 21.07.2023
Erhältlich über: MNRK Heavy (SPV)

Website: www.somnuri.com
Facebook: www.facebook.com/Somnuri

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Category: Magazin, Reviews

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