Voivod – Morgöth Tales
Selbst auf ihre (vermeintlich) alten Tage sind Voivod für die eine oder andere Überraschung gut. Erst Anfang des Vorjahres zeigten sie mit „Synchro Anarchy“, dass sie immer noch zu den absoluten Prog- und Thrash-Meistern zählen. Zum 40er haben sich die Kanadier allerdings etwas Besonderes ausgedacht: Für „Morgöth Tales“ spielten sie Deep Cuts ausgewählter Alben im aktuellen Line-up neu ein und vermieden es tunlichst, offensichtliche Klassiker an Bord zu holen. Dafür gibt es prominente Gäste aus der Vergangenheit sowie einen brandneuen Song.
Die Neuheit hört ebenfalls auf den Namen „Morgöth Tales“, wurde während der gemeinsamen Europa-Tournee mit Opeth in Hotels sowie im Bus geschrieben, und zeigt in knapp fünf Minuten, was Voivod aktuell ausmacht. Thrash-Intensität, noch komplexere Prog-Klangflächen, beklemmende ruhige Momente und vertrackte Sci-Fi-Weisheiten knüpfen locker an das aktuelle Album an und häuten sich wiederholt. Im Vergleich dazu wirkt das eröffenende „Condemed To The Gallows“, das einst auf der fünften Ausgabe der legendären „Metal Massacre“-Sampler-Reihe erschien, straight und schnörkellos. Dennoch lässt sich auch hier jene eigentümliche Manie erkennen, welche die Kanadier ihre ganze Karriere hindurch begleiten sollte.
„Macrosolutions To Megaproblems“ ist gewiss nicht der erste Track, den man mit dem famosen „Dimension Hatröss“ assoziiert, doch lohnt es sich absolut, diesen erneut zu entdecken. Hohes Tempo, komplexe Prog-Anleihen und erstaunlich klassische Trash-Soli lösen vermeintliche Widersprüche in Wohlgefallen auf – eine starke Bearbeitung eines Geheimtipps. Zum Ende hin dürfen alte Weggefährten mitwirken. Ex-Sänger Eric Forrest mischt bei „Rise“ mit – ein fieberhafter, fieser Fünfminüter, der die zu Unrecht unterschätzten Alben der 90er in besseres Licht rückt. Jason Newsted, Teil der Voivod-Reunion Anfang der 2000er, taucht in „Rebel Robot“ auf und rundet einen weiteren übersehenen Klassiker gekonnt ab – sicherlich einer der Geheimfavoriten dieser Platte.
Gute Idee, fantastische Umsetzung: Ein aus Neuaufnahmen bestehendes Best of, das zugleich auf gängige Favoriten verzichtet und stattdessen tief in den Katalog eintaucht, hätte kräftig in die Hose gehen können. In Voivod’schen Händen wird daraus ein Siegeszug, energisch und hypnotisierend zu gleichen Teilen. Der brandneue Track macht zudem beste Laune und Lust auf die nächste Platte. Wie viele die würdevoll gealterten Kanadier noch aufnehmen werden, steht freilich in den Sternen, doch klangen sie selten besser und verspielter als jetzt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.07.2023
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: www.voivod.com
Facebook: www.facebook.com/Voivod
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