Voyager – Fearless In Love
Seit über zwei Jahrzehnten veröffentlichen Voyager Musik und schicken sich nun an, endgültig durch die Decke zu gehen. Das Quintett aus dem australischen Perth klang immer schon etwas anders, vermischte verschiedenste Prog-Stile mit Retro-Charme und 80s-Chic. Das brachte sie im Frühjahr sogar auf die ganz große internationale Bühne: Mit einem neunten Platz beim Eurovision Song Contest im Rücken präsentieren sie ihr bereits achtes Studioalbum „Fearless In Love“, das sich noch eingängiger und noch komplexer zeigt.
Besagter Eurovision-Hit, „Promise“, findet sich im Herzen des Albums und bringt dieses wunderbar auf den Punkt. In drei kompakten Minuten spannen Voyager den Bogen vom 80s-Synthie-Pop zur großen Prog-Hymne zum brachialen Breakdown mit wütender metallischer Schlagseite. Das sollte eigentlich nicht so viel Spaß machen, doch spätestens beim Keytar-Solo gehen die Mundwinkel nach oben. Humor kommt bei den Australiern nicht zu kurz, wie ihre Videos und Auftritte zeigen, doch steckt einiges an Substanz dahinter. „Prince Of Fire“ punktet beispielsweise mit einem betont schroffen Riff, das wiederum wunderbar mit der Synthetik harmoniert. Zudem thront Danny Estrins Charakterstimme über allem und veredelt diesen knüppelharten Ausritt entsprechend.
Spannend zeigt sich auch „Gren (Fearless In Love)“, Rausschmeißer und Titeltrack in einem. Semi-balladeske Muster schrauben sich zu einem gewaltigen Refrain hoch, herrlich cheesy und doch so charmant. Auch das dürfte eigentlich nicht funktionieren, doch ist die gute Laune ansteckend. In „Twisted“ schrauben Voyager das Tempo etwas nach oben, üben mächtig Druck aus und pressen diese eigenwillige Formel samt knackigem Gitarrensolo dennoch in ein halbwegs radiofreundliches Format. „Ultraviolet“ mit Sean Harmanis von den ebenfalls aus Perth stammenden Make Them Suffer bringt Cyber-Breakdowns ein, zeigt sich technisch versiert und lässt schließlich den Gast den Track in beser Metalcore-Manier zerbrüllen.
Chaotisch? Widersprüchlich? All das, aber eben auch verdammt gut und unterhaltsam. Voyager sind drauf und dran, ihren Prog-Ansatz zu perfektionieren, und machen dabei einen weiten Bogen um Vorhersehbarkeit. „Fearless In Love“ fällt insgesamt noch poppiger und noch eingängiger aus, doch ist das nur die halbe Wahrheit. Hinter dieser vermeintlichen Fassade verbergen sich technischer Anspruch, furiose Intensität und grantige Härte, wenngleich in bekömmlichen Portionen serviert. Die Eurovision-Bühne mag ihnen zusätzliche Aufmerksamkeit bescheren, doch ist diese mehr als verdient – ein von vorne bis hinten kurzweiliges, immer wieder überraschendes und richtig gutes Album.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.07.2023
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)
Website: www.voyagerau.com
Facebook: www.facebook.com/voyageraustralia
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