Yawning Balch – Volume One
Yawning Man haben aktuell einen Lauf. Nur wenige Wochen nach dem Release „Long Walk Of The Navajo“ melden sie sich mit einer weiteren Platte zurück, wenngleich unter anderem Namen. Im November 2022 luden sie Bob Balch (Fu Manchu) zu einer fünfstündigen Jam-Session im Joshua-Tree-Nationalpark ein. Einzige Vorgabe: Die Gitarristen Balch und Gary Arce wollten möglichst viele Effektpedale durchprobieren. Dabei entstanden gleich zwei Platten von Yawning Balch, wie sich die Jam-Gruppe nennt, „Volume One“ macht den Anfang.
Die komplette A-Seite gehört „Dreaming With Eyes Open“, mehr als 21 Minuten Traumwandeln durch die Wüste. Hier findet sich alles wieder, was man von Yawning Man an Transistor-Chic, Desert-Style und psychedelischer Klangreise kennt, leichtfüßig und doch eindringlich. Balchs zweite Gitarre, begleitet von unzähligen Effektgeräten, tastet sich mit wachsender Begeisterung durch das Dickicht. Verwaschen und doch konkret wird das Umfeld erkundet, im Schlussakt sogar einen Tacken schroffer, bevor ein etatmäßiges Fade-out am Höhepunkt eines verspielten Solos ins Nichts führt.
„Cemetery Glitter“ schraubt die Psych-Anteile nach oben, gibt sich federnd und suchend. Billy Cordells Bass übernimmt eine prominente Rolle, während die entfremdeten Gitarren nach ihrer Erfüllung suchen, dahinter bleibt Bill Stinson ein stoisches Uhrwerk. Immer wieder neue Variationen eines ohnehin locker gehaltenen Leitmotivs drängen zu höheren Sphären des Seins. „Low Pressure Valley“ ist mit seinen siebeneinhalb Minuten der kürzeste Jam und wendet sich vergleichsweise klassischen Gefilden zu. Das herrlich unwirkliche Schweben tastet sich durch die in Sternenlicht gehüllte Wüstenszenerie.
Keine Überraschung angesichts der Beteiligten: „Volume One“ ist ein kleiner Leckerbissen geworden. Hier kann man sich wunder fallen und treiben lassen, denn die nur ungefähr umrissenen, dennoch sehr konkreten Jams erreichen immer ihr Ziel. Yawning Man und Bob Balch finden einen spannenden musikalischen Nenner, der auf weit geöffnete Klangflächen, auf psychedelische Wüsten-Lautmalerei sowie auf effektive Entfremdung inmitten zurückgelehnter Gemächlichkeit setzt. Der zweite Teil darf jetzt schon freudig erwartet werden.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.07.2023
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)
Website: yawningman.com
Facebook: www.facebook.com/yawningmanofficial
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