Acid Rooster – Flowers & Dead Souls
Die Pandemiejahre brachten den drei Musikern hinter Acid Rooster nicht zu verachtende gesundheitliche Probleme, welche die Produktion ihres zweiten Albums wiederholt verzögerten. Letztlich spielte das Trio aus Leipzig alle Basistracks an nur einem Wochenende im Mai 2022 ein – maximal drei Takes pro Songs – und führte die Overdbus in den Folgemonaten, über verschiedene Orte verteilt, durch. Das Ergebnis ist angenehmerweise alles andere als fragmentiert: „Flowers & Dead Souls“ wagt sich mehr denn je in faszierende psychedelisch-krautige Untiefen vor.
Sechs Songs, keinerlei Vocals, dafür ein geschicktes Spiel mit Soundscapes und Erwartungen – exakt das hat man sich von Acid Rooster erwartet und erhofft. Bereits das mit den Ideen der Kraut-Pioniere flirtende „Sounds Of Illusion“ macht zu Beginn der Platte deutlich, dass hier im besten Sinne alles beim Alten bleibt. Beinahe unbemerkt zieht der Track in einen Sog, so zittrig wie bestimmt. Die endgültige melodische Öffnung nach gut fünf Minuten treibt Schweißperlen der Begeisterung auf die Stirn. Tatsächlich darf die Gitarre singen, ergeht sich in immer neuen Schleifen und sackt letztlich im effektbeladenen Hall zusammen.
Magische Momente gibt es auf diesem Zweitling viele, doch überragt das finale „Heaven Scent“ alle und alles. Knapp elf Minuten Spielzeit wären für sich bereits eine Schlagzeile wert, doch ist letztlich das, was Acid Rooster hieraus machen, ein Grund für Begeisterung. Man lässt sich Zeit, sehr viel Zeit, und tastet sich gar behutsam voran. Warme Texturen mit schillernder Lackierung breiten sich in betonter Gemächlichkeit aus, öffnen die Arme gen Himmel und streben nach einem besseren Morgen. Dieser emotionale Höhepunkt geht unter die Haut. „Schattenspiel“ wirkt im Vergleich dazu fast schon drückend und schroff, gerade in seinen ersten Minuten. Hier will vor allem der besondere Drive der Rhythmusabteilung hervorgehoben werden.
Nach dieser Energieleistung von einem Album ist alles eitel, mit oder ohne Sonnenschein. Der konstante Fluss dieses Zweitlings alleine weiß bereits zu begeistern, doch ‚können‘ Acid Rooster noch viel mehr. Binnen kürzester Zeit schaffen sie mit ihren spontan wirkenden Arrangements einnehmende Klangwelten, von denen man sich kaum lösen kann, geschweige denn will. Im Psych-Kraut-Grenzgebiet schlägt „Flowers & Dead Souls“ seine Zelte auf und fasziniert mit geradezu beneidenswerter Präzision. In dieser Form bleibt das Trio über jeden Zweifel erhaben – ein essenzielles Album feinsinniger Klangschmiede.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.08.2023
Erhältlich über: Tonzonen Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/acidrooster
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